Jetzt ist passiert, was nach zwei Terminen am Landgericht Passau weder der Markt Hofkirchen, noch sein Anwalt Stephan Reiffen für möglich gehalten haben: Die Telekom lenkt ein, will den beim Verlegen von Glasfasertechnik entstandenen Schaden von rund 250000 Euro zahlen – plus Zinsen.
Wie kommt’s? Beim letzten Gerichtstermin Ende September sah es noch nach einer langen gerichtlichen Auseinandersetzung aus. Der Vorsitzende Richter hatte die Parteien angewiesen, dem Gericht alle freien Donnerstag-Termine bis Ende Februar zu nennen.
Doch dann kam alles anders: Peter Erl aus Deggendorf, Vorsitzender der Mittelstands-Union, hatte über den VA vom gescheiterten Einigungsversuch vor dem Landgericht erfahren und Bürgermeister Willi Wagenpfeil angerufen. Sein Angebot: Bei einem Treffen in Wien könnte er Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzenden der Telekom AG, auf die Sache ansprechen. „Kurz darauf gab es auch ein paar Telefonate – aber getan hat sich weiter nichts“, erzählt Bürgermeister Willi Wagenpfeil. Und so kam es zum zweiten Termin vor dem Landgericht – wieder ohne abschließendes Ergebnis. Das hat auch Peter Erl gelesen – und Timotheus Höttges daran erinnert, dass er die Angelegenheit doch zur Chefsache erklärt habe.
Zeitgleich schrieb Willi Wagenpfeil an den Vorstandsvorsitzenden einen Brief, angehängt ein Schriftverkehr vom April 2017, aus dem eindeutig hervorgeht, dass der Markt Hofkirchen ein Schadensgutachten einholen solle, das die Telekom dann akzeptiere. „Dieses Einvernehmen entsprach bis dato auch unseren Erfahrungen mit der Telekom. Vor Ort haben wir sehr gut zusammengearbeitet. Dass eineinhalb Jahre später alles in Frage gestellt wird, war unverständlich“, sagt der Bürgermeister.
Zwei Tage nach dem Briefeingang meldete sich die Referentin von Timotheus Höttges im Hofkirchner Rathaus und sagte zu, dass die Telekom den Schaden regulieren will und wird – ohne weitere Prozesstermine. „Wie sich herausgestellt hat, wusste niemand von dem Schriftverkehr zum Schadensgutachten, da der Mitarbeiter gestorben war“, erzählt Willi Wagenpfeil.
Auch der Anwalt der Telekom hat sich gemeldet – bei Stephan Reiffen. „Wir arbeiten den Vergleich aus. Mündlich ist schon alles verhandelt, schriftlich fixiert noch nicht, weil der Kollege erkrankt ist“, bestätigt der Rechtsanwalt aus Passau. Allerdings sei dies lediglich eine Sache auf ein paar Tage. „Bis das Gericht den Vergleich dann festsetzt, wird es nochmal zwei Wochen dauern. Dann aber ist die Angelegenheit durch.“
Demnach kommt die Telekom für den Gesamtschaden von rund 250000 Euro auf, samt Zinsen. Entgegengekommen ist der Markt in zwei Punkten: „Wir haben auf Gewährleistungsansprüche verzichtet, was künftige Sandablagerungen in der Kläranlage angeht, weil die sowieso erneuert wird. Außerdem haben wir mögliche Folgeschäden mit einer Pauschale von 10000 Euro abgelten lassen“, fasst der Bürgermeister zusammen. Dieses Zugeständnis sei für die Telekom notwendig, um den Schadensfall abzuschließen und sich dann die Gesamtsumme von der Versicherung des Subunternehmers zu holen.
Wie das dann ausgeht, muss Willi Wagenpfeil nicht mehr interessieren. „Sobald das Geld bei uns auf dem Konto ist, mache ich einen Haken dahinter.“
Quelle: Plus.PNP.de –Carmen A. Laux