Samuel Huber top am Großglockner
Ganz oben auf dem Stockerl am Großglockner: Samuel Huber. −F.: privat
Garham
Der „Glocknerkönig“ – allein der Name des wohl prestigeträchtigsten Berg-Radrennens im deutschsprachigen Alpenraum sorgt unter Radsportlern schon für erhöhten Ausstoß von Glückshormonen. Mit am Start bei der 2022-er Ausgabe dieses Klassikers waren neben vielen „Waidlern“ auch die für den RSV 1895 Passau startenden Samuel Huber (Hofkirchen) und André Reinlein (Waldkirchen). Huber stellte sich bei seiner erstmaligen Teilnahme der Ultra-Distanz auf die Edelweißspitze (29 km/1815 Höhenmeter) – und gewann das Rennen in seiner Altersklasse „Jugend“. Reinlein (Herren I) haderte auf der Classic Distanz (27,3 km 2700 hm) zwar mit Wind, Taktik und Pacing, verbesserte sich im Vergleich zu seinem Start 2018 aber um rund zwei Minuten und belegte am Ende Platz 35 unter 1300 Teilnehmern bzw. Rang 15 seiner Altersklasse.
Die Wettervorhersage war gut an diesem Renntag, nach Gewittern und Schauern in der Nacht trockneten die Straßen schnell ab und der Start um 7 Uhr erfolgte unter besten Bedingungen, sodass viele Sportler „kurz-kurz“ (sprich: kurzes Trikot, kurze Hose) wählten – nicht gerade selbstverständlich bei einem Rennen, das auf über 2500 Meter Meereshöhe führt.
Während Reinlein aufgrund seiner Vorplatzierungen aus dem ersten Startblock starten durfte, musste sich Huber zunächst aus Block 3 vorkämpfen, rückblickend aufgrund der extrem langsamen Startphase kein wirklicher Nachteil. Hier wurden nämlich zunächst sehr langsam die ersten flachen Kilometer zurückgelegt und so konnten viele Fahrer im Windschatten sich leicht nach vorne fahren, während die vorderen Sportler öfters im Wind standen.
Nach Fuschl verschärfte Rene Pammer, einer der Favoriten der Classic-Strecke, enorm das Tempo und riss die Gruppe auseinander. So bildeten sich zunächst an der Spitze drei Gruppen, mittendrin Reinlein vom RSV Passau. Nach weniger als 29 Minuten erreichten sie die Mautstation Ferleiten und Pammer zog mit dem Südtiroler Top-Favoriten Spögler auf und davon. Dahinter fuhren die meisten Fahrer in kleineren Gruppen, ein Fakt, der in der letzten halben Stunde eine entscheidende Rolle spielen sollte.
Solo-Fahrt für Reinlein“ein fataler Fehler“
Huber arbeitete sich währenddessen gekonnt im Windschatten seiner Konkurrenten Stück für Stück im Feld nach vorne und gelangte sturzfrei nach 32 Minuten zur Mautstation. Nachdem Reinlein in den ersten Minuten viel investiert hattee und nicht überziehen wollte, entschied er sich ab der Mautstation, solo sein eigenes Tempo zu fahren. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Nachdem die erste Hälfte des Anstieges zum Glockner vor Wind geschützt war, wehte der Wind die letzten 30 Minuten des Rennens extrem von vorne. Für Reinlein, der sich zwischen zwei Gruppen befand, ein enormer Nachteil. „Ich hadere eigentlich nicht mit meiner körperlichen Performance am Sonntag, sondern einfach mit den von mir persönlich falsch getroffenen Entscheidungen“, blickt der Freyunger Mittelschullehrer kritisch auf seinen Rennverlauf zurück.
Samuel Huber hingegen machte mit seinem Trainingspartner Bauer Platz um Platz gut und konnte gut seinen Rhythmus treten, wenn auch er ab der zweiten Hälfte mit dem Wind zu kämpfen hatte. Während es für Reinlein am Ende rechts weg im Schlusssprint Richtung Fuscherl Törl ging, standen für Huber noch sieben steile Serpentinen mit Kopfsteinpflaster zwischen sich und dem Ziel. Erstmals musste auch der jungen Sportler aus Garham endgültig an seine Grenzen und darüber hinausgehen, um sich ins Ziel zu kämpfen.
Generell darf man nicht vergessen, dass Sportler in der Höhe über zehn Prozent ihrer Leistungsfähigkeit aufgrund des geringeren Sauerstoffsgehalts der Luft verlieren. Am Ende erreichte er glücklich aber auch erschöpft nach 1:49:34 Stunden das Ziel auf Platz 49 von 600 Startern – und auf Platz 1 seiner Altersklasse „Jugend“.
Reinlein hingegen kämpfte teilweise vergeblich alleine gegen den Wind und musste sehr viel investieren. „Es ist rückblickend schon frustrierend, wenn man die selbe Watt-Leistung pro Kilogramm tritt wie Platz 20, aber aufgrund einer falschen Taktik über zwei Minuten langsamer ist“, so Reinlein enttäuscht.
Erst auf den letzten Kilometern machte er wiederum einige Plätze gut, da hier die Strecke ein bisschen geschützter verlief. So erreichte der Sportler des RSV Passau nach 1:29:50 Std. auf Platz 35 von knapp 1300 Startern das Ziel, was Platz 15 in seiner Altersklasse Herren I bedeutete. Trotz Wind und suboptimalem Rennverlauf war er somit knapp zwei Minuten schneller als 2018. − red
Quelle: pluspnp.de —red
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