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Passaus Landrat ruft zur Verteidigung von Freiheit und Demokratie auf

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Hofkirchen

Auf die mehrfache Bedeutung des Volkstrauertages, an dem sowohl an das Leid der Opfer erinnert als auch die Unmenschlichkeit der Täter angeprangert werde, hat Landrat Raimund Kneidinger bei der zentralen Gedenkfeier auf dem Soldatenfriedhof bei Hofkirchen hingewiesen.

Angesichts der von Diktatoren immer noch verfolgten Strategie, mit der Macht des Stärkeren die Welt zu verändern, rief er die Menschen auf, nicht aufzuhören, „den Opfern eine Stimme zu geben und ihre Gräber zur Mahnung werden zu lassen“.

Landrat ruft zur Verteidigung der Demokratie auf

Kneidinger zitierte einen Satz aus seiner Ansprache vom Vorjahr: „Ja, die Welt brennt oder besser gesagt: Sie hat noch nie damit aufgehört. Würden wir alle Regionen aufzählen, in denen Menschen am heutigen Tag Tod und Leid durch Krieg und Gewalt erfahren – diese Gedenkstunde würde nicht ausreichen.“ Damit verband er sein Bedauern, dass diese Aussage zwölf Monate später nach wie vor gültig sei. Wer an die Schrecken von Krieg, Gewalt und Vertreibung erinnere, der verbinde damit immer die Forderung, „unsere Freiheit und unsere Demokratie zu verteidigen“.

Den skizzierten Aspekt bezeichnete Kneidinger als „die DNA des Volkstrauertages“. Dieses Verständnis werde nirgends deutlicher als in Hofkirchen, zumal man wisse, dass an der Gedenkstätte auch Täter eine letzte Ruhestätte hätten. „Daran zu erinnern, ist richtig und notwendig“, hob der Landrat hervor. Aber die Diskussion um die Täter dürfe das Gedenken an die Opfer nicht überdecken.

Schüler erforschen Schicksale von Kriegstoten

Es sei gelungen, diese Herausforderung zu bewältigen – „und zwar dank junger engagierter Menschen“, die Kneidinger bewusst junge Demokraten nannte. Schüler des Wilhelm-Diess-Gymnasiums hätten in einem Schulprojekt unter der Leitung des Historikers Andreas Königer mit der individuellen Schuld der Täter auseinandergesetzt, Lebensläufe analysiert und dabei auch erkannt, dass es die Schuld schlechthin nicht gebe. „Sie konnten die skrupellosen Planer und Vollstrecker des Grauens ebenso adressieren wie die Mitläufer, oft selbst noch halbe Kinder“, fasste Kneidinger den Kern der Forschungsaktivitäten zusammen.

Mit Unterstützung des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge und des VdK Vilshofen ist ein Leitfaden dafür entstanden, sich fundiert mit den Tätern auseinanderzusetzen – mit einer Handreichung für die Schulen, einer Ausstellung am Wilhelm-Diess-Gymnasium und bald mit Informationstafeln.“ Sein Dank galt Lehrer und Reserve-Offizier Andreas Königer, Willi Wagenpfeil vom VdK-Kreisverband Vilshofen und dem Bildungswerk des Volksbundes, aber vor allem den Schülern. Wenn bald die letzten Zeitzeugen der Weltkriege verstorben sind, liege es an nachfolgenden Generationen, die Erinnerung als Mahnung weiterzugeben, so Kneidinger. „Die Gedenkstätte Hofkirchen ist Teil dieser Erinnerung“, fügte er hinzu, der für die Unterstützung des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge warb.

Erinnerung an gefallenen Bundeswehrsoldaten aus dem Landkreis

Als fatal erachtete es Kneidinger, Krieg und Gewalt für etwas zu halten, das „nur die anderen“ betreffe. Er verwies auf die Auslandsmissionen der Bundeswehr, die auch Opfer forderten – „und deren bittere Konsequenzen vor unserer Tür nicht Halt machen, wie wir seit dem Tod von Josef Kronawitter, der 2010 in Afghanistan sein Leben lassen musste, wissen“. Ihm ist in Hofkirchen eine Gedenktafel gewidmet. Für bedauerlich, aber auch verständlich hielt er es, dass Bundeswehr und Reservisten durch die aktuelle sicherheitspolitische Lage gebunden seien und für den Gedenkakt keinen Ehrenzug stellen konnten.

Oberstleutnant der Reserve Andreas Königer skandierte: „Wachsamkeit, gelebte Solidarität und Selbstsicherheit sind die Garanten für Frieden und Freiheit.“ Der Leiter des Kreisverbindungskommandos Passau ging besonders auf die Tatsache ein, dass neben Opfern eines gnadenlosen Krieges, der junge Menschen aus dem Leben gerissen und sie ihrer Zukunft beraubt habe, an der letzten Ruhestätte bei Hofkirchen auch mehrere hundert Mitglieder der SS-Organisationen bestattet sind. Neben jungen Männern, die offenbar den Verführungen der NS-Propaganda erlegen seien, sind dies auch Männer, deren Einheit zufällig eine Eingliederung in die Waffen-SS erfahren habe, wie auch solche, deren Wirken tief in die gewalttätigen Machenschaften dieser NS-Organisationen hinein gereicht hätten.

Biografien von 24 Toten wurden aufgearbeitet

Eine ganze Reihe von Namen könne heute hier genannt werden, so Königer, der wörtlich feststellte: „Einigen Erinnerungssteinen kann ein Gesicht gegeben werden, und ein individueller Lebensweg ist damit dem Vergessen enthoben.“ Jeder einzelne Lebensweg sei eine Möglichkeit, das Zusammenwirken von individuellen Entscheidungen und Verantwortlichkeiten von politischen, militärischen und nationalsozialistischen Dienststellen nachzuvollziehen und daraus zu lernen. Der Oberstleutnant würdigte die Bereitschaft von Angehörigen der Toten, Dokumente, Bilder und Briefe zur Verfügung gestellt und damit das Projekt des Landkreises, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, des VdK und des Wilhelm-Diess-Gymnasiums unterstützt zu haben.

ür insgesamt 24 Kriegstote lägen heute Biografien vor, die hier bald in einer ansprechenden Weise im öffentlichen Raum präsentiert werden können. Königer formulierte die Frage, wie das Gedenken weiter gelingen und eine zeitgemäße Erinnerung an alle Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft, Verfolgung, Vernichtung und Terror gestaltet werden könne. „Die unruhigen Zeiten, in denen wir leben, fordern dazu Antworten: In Erziehung und Unterricht für die nachwachsende Generation ebenso wie in Politik, Wirtschaft, der gesamten Zivilgesellschaft und ja, auch im Bereich der Verteidigung unseres Gemeinwesens“, führte er aus.

Reservisten üben für den Heimatschutz

Auch eine Begründung für das Fehlen eines Bundeswehr-Ehrenzugs hatte Königer parat. Diese Reservistinnen und Reservisten, Bürger in Uniform, hätten in den zurückliegenden Wochen im Regimentsrahmen eine fordernde Übung durchgeführt, um sich auf den Heimatschutz zu fokussieren. „Es sind andere Zeiten geworden, und die hybride Kriegsführung beziehungsweise Gewaltanwendung gegen zivile Einrichtungen und Behörden wie auch gegen kritische Infrastruktur haben merklich zugenommen.“

Der Oberstleutnant widmete die Gedanken zum Volkstrauertag allen Opfern von Krieg, Gewaltherrschaft und Terror, ebenso den Soldaten der Bundeswehr, die im Auftrag des Parlaments den Schutz der Sicherheit und Freiheit sicherstellen und ihren Dienst künftig in Litauen oder im Indo-Pazifik versehen werden. „Möge ihre Präsenz dazu dienen, weitere Konflikte zu verhindern – mit Augenmaß, Klugheit und Weitsicht“, schloss der Reserve-Offizier.

„Von uns Christen muss Frieden ausgehen“, forderte der evangelische Pfarrer Manfred Greinke. Angesichts der vielen und andauernden Kriege möchte man meinen, „die Menschen sind zu dumm zum Frieden“, fügte der Theologe hinzu. Zum stillen Gebet für die Toten rief der katholische Pfarrer Dr. Joseph Peedikaparambil auf. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch die Knappenkapelle Kropfmühl und den Männergesangsverein Harmonie Vilshofen. Nach der Kranzniederlegung durch die beiden Hauptredner im Rundbau klang der würdevoll gestaltete Gedenkakt mit der gemeinsam gesungenen Bayernhymne und der Nationalhymne aus.

 

 

Quelle: pnp.de —−−Bernhard Brunner

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