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Klimaschutz gegen Wirtschaft?

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Beeindruckt von der Kompetenz der Firma Paul Nutzfahrzeuge zum Umbau von LKW und Bussen zeigen sich (von links) Grüne-Kreisrätin Jutta Koller, Paul-Geschäftsführer Walter Pötzinger und der Vorsitzende der Bayerischen Grünen, Eike Hallitzky. Der aufgebockte Bus wird generalsaniert und auf Elektroantrieb umgerüstet. −Foto: gkp

 

Vilshofen / Albersdorf

Elektromobilität und Wasserstofftechnologie seien die Zukunft bei den Antrieben von Personen- und Lastkraftwagen, das sei aus Klimaschutzgründen schlicht notwendig, sagte Walter Pötzinger, Geschäftsführer der Paul Nutzfahrzeuge GmbH, vor den Mitgliedern der Grünen-Kreistagsfraktion Jutta Koller, Halo Saibold und Eike Hallitzky auf dem Paul-Werksgelände in Albersdorf.

Wie Pötzinger ausführte, schreibe aus diesen Gründen eine entsprechende EU-Richtlinie („Clean Vehicle Directive“) ab der zweiten Hälfte 2021 für öffentliche Aufträge einen wachsenden Anteil für Busse mit nicht-fossilen Antrieben vor. Pötzinger: „Paul Nutzfahrzeuge als einer der europäischen Marktführer im Sonderfahrzeugbau sieht deshalb beim Umbau von LKWs und Bussen auf klimaneutrale Antriebe eine große Marktchance für die Zukunft des Unternehmens und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und wir wollen hier vorne dran sein.“

Nutzfahrzeuge klimaneutral machen, diese Zielsetzung liegt ganz auf der Linie der Kreistagsvertreter der Grünen. Schon jetzt werden bei Paul Busse und LKW mit Elektromotoren und Akkus aus- oder nachgerüstet. Gerade für Busse im ÖPNV, aber auch für 7,5-Tonner z.B. für städtische Bauhöfen, bei der Post oder auch im Verteilverkehr in Innenstädten werden sich Nutzfahrzeuge auf Batteriebasis durchsetzen, sind sich die Gesprächspartner sicher. Hallitzky will sich auf Landesebene dafür einsetzen, dass die Politik hier endlich anschiebt. „Bisher erstarren noch fast alle Städte und Landkreise wie das Kaninchen vor der Schlange.“ Dabei seien die tatsächlichen Mehrkosten sehr überschaubar. Doch Pötzinger denkt bereits weit über batteriebetriebene LKW hinaus. „Batterie ist gut für den Nahbereich. Für Entfernungen über 200 Kilometer im Güterverkehr und bei Reisebussen reicht deren Reichweite aber nicht aus und muss durch Wasserstoff als Energiespeicher ersetzt werden.“ Hier plant der Geschäftsführer eine Eigenentwicklung der Firma Paul im Bereich der mittleren LKW zwischen 14 und 16 Tonnen, wie sie etwa die Post nutzt. Pötzinger: „Der Verteilerverkehr bewegt sich zwischen Verteilerzentren, hier haben wir Strecken von 400 bis 500 Kilometern. Unserer Einschätzung nach wäre dies das richtige Einsatzgebiet für die Brennstoffzelle mit Wasserstoff, mit dieser Technologie wären die geforderten Distanzen gut zu bewältigen.“

Allerdings sei zur Realisierung des Projekts eine nachhaltige Förderung im Rahmen der europäischen und bayerischen Wasserstoffstrategie nötig. Pötzinger: „Bayern strebt im Bereich der Wasserstofftechnologie die Technologieführerschaft an. Das ist gut so, das muss aber auch finanziell hinreichend unterfüttert werden. Deshalb muss die Förderung der innovativen Unternehmen des Mittelstands bei der aufwendigen Entwicklung der Wasserstofftechnologie entsprechend ausgelegt sein.“ Und noch ein weiteres Hindernis will die Firma Paul überwinden. „Jeder weiß, dass es auch künftig Straßengüterfernverkehr geben wird, weil die Bahn diese Kapazitäten auf absehbare Zeit nicht haben wird. Und auf der Langstrecke wird es klimaschonend ohne wasserstoffgetriebene LKW nicht gehen,“ betont Pötzinger. „Es gibt aber in Bayern noch keine einzige Tankstelle, an der ein LKW mit Wasserstoff betankt werden kann.“ Deshalb plant Paul gemeinsam mit Maier-Korduletsch und Shell, die Versorgung von Wasserstoff-LKW mit Energie zu garantieren. Eine Wasserstoff-Tankstelle für LKW sei auch am künftigen Autobahndreieck bei Pocking geplant. Zudem sollte die Produktion von sogenanntem grünen Wasserstoff, der aus regenerativen Energien wie Biomasse gewonnen wird, im Landkreis Passau realisiert werden.

Hallitzky betont, dass die Brennstoffstellen der Zukunft mit grünem Wasserstoff betankt werden müssen. „Nur so macht die Wasserstofftechnologie Sinn. Denn wenn der Wasserstoff aus fossilen Energien gewonnen würde, wäre das ein Bärendienst für den Klimaschutz, weil der Wirkungsgrad bei Fahrzeugen mit einer Brennstoffzelle vergleichsweise gering ist. Durch die Umwandlung gehen rund zwei Drittel der Energie verloren.“ Deshalb sei das Projekt der Firma Paul zur Produktion von grünem Wasserstoff ein sehr gutes Projekt, das die Unterstützung des Landkreises verdiene, so Koller. „Aber es wird bei weitem nicht ausreichen. Solange wir uns in unserem Landkreis nicht zu einem klaren Ja zu einer Fotovoltaikpflicht auf den Dächern von Neubauten bekennen und solange wir die Windenergie als notwendige Quelle von Strom in unserer Heimat ausbremsen anstatt sie nach Kräften zu fördern, werden wir nichts für den Klimaschutz gewinnen.“ Koller verlangt hier ein klares Bekenntnis und eindeutiges Handeln von den Politikern aller demokratischen Parteien. „Das ist längst überfällig.“ − va

Quelle: pluspnp.de   —− va

Mehr im Vilshofener Anzeiger vom 17.12.2020 oder unter PNP Plus nach einer kurzen Registrierung

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