Josef Kufner nimmt seine Arbeit als Bürgermeister auf
Josef Kufner vor seinem Schreibtisch im Hofkirchener Rathaus. Dort steht der weiße Blumenstrauß der Familie, es gibt einen kleinen Kalender. Die Termine werden künftig nur noch digital verwaltet. – F.: Rücker
Hofkirchen
Die Überraschung ist gelungen. Als Josef Kufner als neuer Bürgermeister die acht Mitarbeiter des Rathauses im neuen Sitzungssaal gerade begrüßen will, bringt ein Bote einen großen Strauß weißer Blumen – in Auftrag gegeben von seiner Frau, seinem Sohn und seinen Eltern. Da war er doch erst vor einer halben Stunde losgefahren zu seiner neuen Arbeitsstelle!
Zweite Überraschung: Bevor er sich seinem neuen Team im Rathaus zuwenden kann, stellt sich Pfarrer Gotthard Weiß ihm in den Weg. Der Gottesmann wünscht dem neuen Bürgermeister alles Gute und überreicht ihm eine Metall-Plakette mit dem Heiligen Florian, der just am 4. Mai Namenstag hat.
Kufner ist sehr dankbar für diese Aufmerksamkeiten. Er geht, wie er sagt, mit Respekt und Demut an die Aufgabe heran, den Markt mit seinen rund 3700 Einwohnern in eine weiterhin gute Zukunft zu führen. Politisch war er die letzten sechs Jahre aktiv, aber – weil er 2014 den Einzug knapp verfehlte – ohne Erfahrung im kommunalpolitischen Geschäft. Wegen der Corona-Krise fielen zudem die Einführungskurse für neue Bürgermeister aus.
Kufner weiß: Umso wichtiger ist eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Team im Rathaus. Er will die Kolleginnen und Kollegen bewusst mitnehmen und denkt daran, jedem einmal eine Zeitlang über die Schulter zu schauen. „Ich brauche noch Reife“, sagt er mit seinen 38 Jahren. Erfahrung bringt er aus seinem Beruf mit. Er hat für einen Nürnberger Dienstleister Kliniken und Pflegeeinrichtungen wirtschaftlich beraten. Das Suchen nach Lösungen gehörte zu seinem Job.
Nun ist er also angekommen im Rathaus. Begonnen hat Kufner, der in Garham lebt, den Tag mit einem Besuch kurz vor 7.30 Uhr im Bauhof. Die zwölf Mitarbeiter am heutigen Tag waren gerade dabei auszurücken. Wie wenig später im Rathaus sagte er allen, dass er sich auf eine gute Zusammenarbeit freue.
Auch wenn sich vieles noch nicht abschätzen lässt für den Neuling – Kufner ist die Vorfreude anzusehen. Am 15. März, als ihn die Bürger überdeutlich mit 65,18 Prozent zum Nachfolger von Willi Wagenpfeil (SPD) gewählt hatten, überwog die Freude des Sieges, es geschafft zu haben, den Wettbewerb klar gewonnen zu haben. Jetzt, am ersten Arbeitstag als Bürgermeister, ist Kufner anzusehen, dass ihm bewusst ist, für die nächsten sechs Jahre der Chef im Rathaus zu sein. Das heißt: Die Richtung vorgeben, nicht rasten, sondern überlegen, wie die Gemeinde vorankommt, Entscheidungen treffen und auch repräsentieren. Heute, am ersten Tag, steht die Gratulation für einen 75. Geburtstag an.
Sein Büro ist blitzeblank aufgeräumt. An den nackten Wänden hängen zwei kleine Urkunden, auf dem Sideboard stehen vier Ordner, am Boden in der Ecke ein Schwert und ein paar Ordner. Von der Verwaltung hat er sich einen Din-A-5-Tageskalender geben lassen. „Ich werde aber auf digital umstellen“, sagt Kufner und nimmt sein Handy in die Hand. Seine Chefin im bisherigen Job hatte er noch in der Wahlnacht verständigt, wegen Corona waren keine Besuche in Kliniken mehr möglich. Kufner arbeitete den Rest im Homeoffice auf, am 23. April gab er seinen Dienstwagen ab. Er hat sich einen BMW X3 bestellt, doch der wird erst im August ausgeliefert.
Es drängt ihn wieder aus dem Büro, möchte er doch mit dem Team die beiden Kuchen, die seine Frau gebacken hat, genießen. An der Tür zu seinem Büro steht auf dem Schild noch „Willi Wagenpfeil“, ebenso auf der Homepage der Gemeinde. Am Nachmittag waren die Namen schon ausgetauscht und damit signalisiert: Der neue Chef ist angekommen.
Quelle: pnp.de —Helmuth Rücker
Mehr im Vilshofener Anzeiger vom 05.05.2020 oder unter PNP Plus nach einer kurzen Registrierung