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IN SERIE: Alte Schulstandorte

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Eine Fotografie von 1958 zeugt vom desolaten Zustand des Schulhauses, das 1866 erbaut wurde. −Fotos: Archiv Zitzelsberger

Schöllnstein

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts besuchten die Schöllnsteiner Kinder die Schule in Garham. Mit dem Entschluss der königlichen Regierung vom 2. Juni 1865 sollte sich das ändern. Das Dekret forderte eine eigene Schulstelle samt Lehrer im Schulsprengel Iggensbach, Garham und Neßlbach. Prädestiniert war dafür das Örtchen Schöllnstein, das samt eigener Kirche, Bäcker und Kramer den Mittelpunkt im Schulverband bildete.

 

Den Äußerungen der Distriktschulbehörde nach wurde der neue Schulsitz in höchstem Grade erwünscht. Ein Grund dafür war sicherlich der lange Fußmarsch nach Garham, der bei Wind und Wetter mit bis zu einer Stunde eingeplant werden musste. Zudem war die Schulstelle in Iggensbach bereits mit durchschnittlich 115 Werktagschülern und nur einem Lehrer besetzt.

Ein Teil der beteiligten Ortschaften vereinbarte, das Gebäude selbst zu errichten. Wirt Steinhuber stellte das benötigte Grundstück von einem Tagwerk für das Schulhaus und den angrenzenden Schulgarten unentgeltlich zur Verfügung. Geplant wurde für 60 Werktagschüler und eine Lehrerwohnung.

In einem Schreiben der königlichen Distriktinspektion vom 11. September 1866 ist die Fertigstellung des Bauvorhabens amtlich dokumentiert: „Nachdem das Schulhaus in Schöllnstein nunmehr vollendet ist und bezogen werden kann, so wird die errichtete Schulstelle zu Schöllnstein dem vormaligen Schulrevisor Johann Nepomuk Stanglmeier zu Haid, kgl. Distriktinspektion Landau, verliehen. Die Inspektion Hengersberg wird beauftragt, den Schullehrer Stanglmeier sofort nach Schöllnstein einzurufen.“

Am 1. Oktober 1866 wurde die Schöllnsteiner Schule zum ersten Mal besetzt und am 14. Oktober feierlich eröffnet. Ein Visitationsprotokoll, das Ortsheimatpfleger Max Zitzelsberger in die Ortschronik einfließen ließ, berichtet um das Jahr 1908 von Missständen, die sowohl den Unterricht betrafen als auch die Bereitschaft an dessen Teilnahme. Hier sei angemerkt, dass Lehrer Heininger damals 82 Schüler unterschiedlichen Alters und Leistungsniveaus zu unterrichten hatte – und das in einer Klasse. Erst 1947 kam eine weitere Lehrkraft hinzu. Wegen Platzmangels musste dann allerdings auf Wechselunterricht umgestellt werden.

Die ungünstige Lage des Schulhauses auf dem terrassenförmigen Absatz eines steilen Berghangs unweit der ehemaligen Burg brachte viele Probleme mit sich. Das Wasser sammelte sich vor dem Schulhaus, was Schlamm und Morast auf den Wegen zur Folge hatte. Ein Pausenaufenthalt im Freien war oft nicht möglich. Ebenso fehlten Sport- und Spielplatz für den Turnunterricht.

Ende der 1950er Jahre befand sich das Gebäude in einem derart desaströsen Zustand, dass eine Schulschließung drohte. Ein Ersatzbau musste her. Am 1. Oktober 1960 wurde mit dem Bau begonnen, am 6. Januar 1962 das neue Schulhaus eingeweiht. Doch nach nur acht Jahren fand sich für die Schule im Ohetal keine Verwendung mehr. Der Schulort Schöllnstein fiel der Gebiets- und Schulreform von 1970 zum Opfer. Der gesamte Komplex wurde wenig später an Erwin Bauer veräußert, der daraus das Hotel Bergfried machte. Ab 2010 wurde das leerstehende Gebäude als Asylunterkunft an die Regierung von Niederbayern vermietet, ehe es Anfang 2019 dem Erdboden gleichgemacht wurde.− pk


Aus dem 1970 geschlossenen Schulhaus wurde später das Hotel Bergfried.

 


Das neue Schulhaus sah während der Bauphase um 1960 noch so aus.

 

 

Quelle: pluspnp.de  — pk

Mehr im Vilshofener Anzeiger vom 10.03.2022 oder unter PNP Plus nach einer kurzen Registrierung

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