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Fahrradnoob radlt in acht Tagen 860 Kilometer an die Nordsee

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Da der Hofkirchener allein unterwegs war, war er bei den Fotos von seiner Tour auf Selfies angewiesen. Die Kleidung macht es deutlich: Meistens war schlechtes Wetter.

 

Hofkirchen

Weil ihm während seines fünfwöchigen Urlaubs Langeweile drohte, radelte der 26-jährige Fabian Schirmeier aus Hofkirchen (Landkreis Passau) spontan an die Nordsee. 860 Kilometer in acht Tagen.

Fünf Wochen Urlaub bzw. Abbau von Überstunden. Fabian Schirmeier aus Hofkirchen überlegt sich nach zwei Wochen, wie er die restliche Zeit sinnvoll nutzen kann. Und kommt – wie es sein Wesen ist – spontan auf die Idee, mit dem Fahrrad an die Nordsee zu fahren. Zeit hat er ja.

Fabian Schirmeier liebt Herausforderungen. Das gehört zu seinem Beruf als Soldat. Er ist stellvertretender Scharfschützenführer bei den Panzergrenadieren in Regen. So trat er (Dienstgrad Oberfeldwebel) spontan und ohne spezielles Training beim Brigade Biathlon-Sommerwettkampf an – und wurde Sieger.

Mit neun Jahren wurde ihm das Radl geklaut

Während seines Urlaubs ab dem 10. August kaufte er sich eine Drohne. Die ersten Flugversuche fanden an der Donau bei Hofkirchen statt. „Wo könnte ich die noch fliegen lassen?“, fragte er sich. Spontaner Gedanke: An der Nordsee. Er war als Kind beim Familienurlaub in Tossens. Die Herausforderung dabei: Er fährt mit dem Radl hin. Weil er ja Zeit hat.

Was man wissen sollte: Fabian ist kein Radfahrer. Als er neun war, hatte ihm jemand das Fahrrad geklaut. Seitdem hatte er keins mehr. Bei einem Aufenthalt in Munster kaufte er sich im vorigen Jahr für 800 Euro ein Trekkingrad. „Das müsste passen“, befand Fabian, ein drahtiger, durchtrainierter junger Mann mit rötlichem Vollbart. Satteltaschen und weitere Ausrüstung musste er sich noch kaufen.

Der zweite Tag war der Schlimmste

An der Haustür in Hofkirchen am Krautpoint ging‘s los. Die Route hatte er sich von einem speziellen Computer-Programm ausrechnen lassen. Vorgabe: „In acht Tagen will ich an der Nordsee sein.“ 827 Kilometer waren es laut Routenplaner, am Tacho standen am Schluss 860 Kilometer. Das Zugticket kaufte er sich für den 12. September. Ein Zeitpuffer von ein paar Tagen konnte nicht schaden.

Der erste Tag war kein Problem – schön an der Donau entlang bis hinter Regensburg. „Der zweite Tag war im Rückblick der schlimmste“, erzählt Schirmeier. „Es ging rauf und runter, 950 Höhenmeter waren es bis nach Lauf an der Pegnitz.“ Hinzu kam, dass er sich den Sattel nicht richtig eingestellt hatte. Er war zu niedrig. Erst schmerzte das linke Knie, dann auch das andere. Am nächsten Tag bat er an einer Baustelle um den passenden Inbus-Schlüssel.

In Göttingen traf er Radler aus Regensburg

Danach ging es Tag für Tag weiter mit einer Tagesleistung von gut 100 Kilometern. Das linke Knie tat noch ein wenig weh, der Hintern erstaunlich wenig, ansonsten war es ein konstantes Strampeln über Kassel in Richtung Göttingen. Als er auf einer Brücke stand, überholte ihn ein Radler und rief: „Wo geht‘s hin?!“ Fabian: „Ans Meer!“ Dabei hatte der Radler zwei seiner Kumpel gemeint. Man kam ins Gespräch. „Das waren drei Studenten aus Regensburg, einer davon wohnt in Riedlhütte im Bayerischen Wald“, erzählt Fabian Schirmeier von der Begegnung. Auch sei wollten ans Meer, sich aber mehr Zeit lassen. 40 Kilometer legte die Männer-Truppe gemeinsam zurück.

„Schaffe ich, was ich mir vorgenommen habe?“

Ansonsten radelte Fabian Schirmeier – stets Musik im Ohr – allein vor sich hin. Am 6. Tag erreichte er Hannover bei viel Gegenwind, am 7. Tag war er in Bremen, am achten sah er das Meer. Geschafft! Euphorie kam in ihm auf. Er machte Fotos und Videos, startete seine Drohne und freute sich, die Herausforderung gemeistert zu haben. Manches von seiner Tour landete im Netz.

Jetzt, wieder zu Hause bei seinem Vater, zieht er Bilanz. „Ich wollte etwas aus eigener Kraft schaffen, mich beweisen. Aus der spontanen Idee wurde es eine Tour durch Deutschland und zu mir selbst.“ Das kon-stante Treten in die Pedalen habe etwas Meditatives gehabt. „Ich hatte viel Zeit zum Überlegen. Was ist wichtig im Leben? Wo will ich hin? Schaffe ich, was ich mir vorgenommen habe?“

Für Fabian Schirmeier steht fest: Er will sich auch im nächsten Jahr ein Ziel setzen. Welches? „Das muss sich noch finden. Etwas Besonderes muss es sein“, sagt der 26-Jährige. Er ist auf den Geschmack gekommen


Das Nachtquartier war schnell aufgebaut: Hängematte zwischen zwei Bäumen, darüber eine Plane. Damit war auch das Trekking-Rad geschützt.


Geschafft! Starke Leistung. Fabian Schirmeier ist an der Nordsee angekommen.

 

 

Quelle: pluspnp.de   —Helmuth Rücker

 

Mehr im Vilshofener Anzeiger vom 16.09.2020 oder unter PNP Plus nach einer kurzen Registrierung

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