Hofkirchen.
Was folgert man aus einem DinA6-Zettel mit ein paar Stichpunkten drauf? Zwei Möglichkeiten: Der Mann hat nichts zu sagen. Oder er weiß genau, was er sagen will, braucht dafür nur wenige Anhaltspunkte. Letzteres galt gestern bei der Pauliskirta-Kundgebung der CSU in Hofkirchen für Manfred Weber. Der stellvertretende Parteivorsitzende der CSU und Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei ist Spitzenkandidat für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten. Als überzeugter Europäer hat er eine Mission: Bis zur Wahl am 26. Mai will er die Menschen davon überzeugen, wie wichtig ein starkes Europa ist.
Das Publikum im vollbesetzten Gasthof Buchner nahm der Hauptredner mit auf einen Rundflug über Europa, blickte mit ihm auf Großbritannien und den Brexit. „Kaum einer hält das für schlau, fragt sich eher, was da los ist mit dem Land, das bisher interessenorientiert gehandelt hat und jetzt politisch im Chaos versinkt“, so Manfred Weber. Weiter ging die imaginäre Reise nach Frankreich, Italien und Polen, wo jeweils Nationalsozialisten mit ihren Forderungen einen starken Rückhalt in der Bevölkerung haben. „Im schlimmsten Fall haben wir am 26. Mai, dem Wahltag, eine Mehrheit von Populisten und Nationalisten“, warnte Manfred Weber. Er appellierte daran, die Europa-Wahlen ernst zu nehmen, die Chancen zu erkennen, dass die Europäer gemeinsam viel erreichen können – wie in der Eurokrise 2008, der Flüchtlingskrise 2015 oder in Sachen wirtschaftliche Entwicklung. „Uns geht es so gut wie nie, aber ich sehe erste Gewitterwolken am Horizont“, so Manfred Weber. Die beziehen sich auf die Automobilindustrie, von der die ganzen Zulieferer in der Region abhängig sind. „Wir können mehr machen als bisher geschehen: Den Binnenmarkt Europa stärken, vernünftige und faire Handelsverträge mit dem Rest der Welt schließen. Mein Wunsch ist, die Marktmacht, das Wissen und den Wirtschaftsraum zu etwas Positivem zu nutzen“, erklärt Manfred Weber, spricht einen Masterplan gegen Krebs an oder eine Verpflichtung gegen Kinderarbeit in Handelsverträgen.
„Ganz stark“, hieß es nach der Rede von der JU, die erstmals dafür gesorgt hatte, dass es einen Liveticker von der Kundgebung gab. Von „tief beeindruckt“ bis „berührend“ reichten weitere Reaktionen.
In kurzweiligen Grußworten und Reden hatten auch Ortsvorsitzender und Bürgemeisterkandidat Josef Kufner, CSU-Kreisvorsitzender und Landratskandidat Raimund Kneidinger, MdB Thomas Erndl und Landrat Franz Meyer eindringlich darauf verwiesen, dass Deutschland einem vereinten Europa seit Jahrzehnten Frieden, Freiheit, Demokratie, Wohlstand und christliche Werte verdanke.
Überraschungsgeschenk: Raimund Kneidinger (Mitte) hat schon mal ein gemeinsames Wahlplakat entworfen für die beiden Kandidaten Josef Kufner (l.) und Manfred Weber