Kopfschmerzen, Durchfall, Bauchweh und sehr hohes Fieber – nach den drei Wirbelstürmen, die in Mosambik große Überschwemmungen verursachten, leiden dort drei Mal so viele Menschen unter Malaria wie sonst. In den feuchten Gebieten vermehrt sich die Anopheles-Mücke rasant. Dass diese die Krankheit Malaria überträgt, verstehen viele Menschen nicht – und verwenden die Moskitonetze, die die Regierung verteilt, lieber zum Fischefangen. „Aus unserer Sicht läuft dort vieles irrational. Da muss man Abstriche machen“, berichtet Dr. Gerhard Schlenk, der zwei Hausarzt-Praxen in Hofkirchen und Schöllnach führt. Am Mittwoch ist der 53-Jährige von einem zweiwöchigen Hilfseinsatz in einem Flüchtlingslager nahe der Siedlung Inhanjou zurück gekehrt.
„Es ist sehr heiß dort und die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch. Die Menschen leben teilweise wie in der Steinzeit, sind in Lumpen gekleidet, schlafen in Bambushütten oder unter Planen auf dem nackten Boden“, beschreibt er die große Armut. Bereits zum fünften Mal hat er die Moosburger Hilfsorganisation NAVIS in einem Katastrophengebiet unterstützt. „Wir gehen dorthin, wo sonst niemand ist“, sagt Schlenk. 60 Stunden dauerte die Anreise zum Feldlazarett, das NAVIS vor drei Monaten errichtet hat. Dort arbeitete und lebte Schlenk in Zelten mit zwei jungen Sanitätern, einer medizinischen Fachangestellten, zwei Apothekerinnen sowie drei Technikern zusammen, die sich mittels der mitgebrachten High Tech-Anlage um die Trinkwasser-Aufbereitung kümmerten.
5000 bis 10000 Liter füllten sie jeden Tag in Tanks ab. Der mit Keimen verseuchte Brunnen, aus dem sie das Wasser entnahmen, spülte sich durch eben diese große Entnahme und das nachfließende Wasser von selbst wieder sauber, berichtet Gerhard Schlenk – nur eines von vielen Erfolgserlebnissen.
Mit Medikamenten konnte das neunköpfige Hilfsteam vielen Malaria-Patienten innerhalb weniger Tage helfen. Dehydrierte Kinder, die nicht mehr schlucken konnten und verhungert wären, bekamen Infusionen und waren kurz darauf wieder in der Lage, etwas zu sich nehmen und Kraft zu schöpfen. Ein Achtjähriger mit einer eitrigen Mittelohrentzündung konnte im NAVIS-Feldlazarett ebenfalls gut behandelt werden. Einen Dreijährigen operierte das Team unter Narkose erfolgreich an der Leiste. „Wenn die Menschen nicht geschwächt sind, haben sie eine unglaublich gute Wundheilung. Sie sind abgehärtet und haben von Klein auf gelernt, dass Jammern nicht hilft“, berichtet Gerhard Schlenk.
Doch auch die anderen Fälle gibt es. Die, in denen er und sein Team nichts mehr machen können. „Da kommst du an deine Grenzen, da braucht man inneren Abstand“, sagt der Allgemeinmediziner.
Warum er die Strapazen und Gefahren auf sich nimmt? „Weil es uns hier in Deutschland so wahnsinnig gut geht, dass ich etwas zurückgeben will.“ Schon als Medizinstudent habe er sich vorgenommen, später in der Entwicklungshilfe tätig zu werden. Möglich sei das aber nur, weil das Umfeld mitspielt. Schlenks Lebensgefährtin zog derweil in sein Haus, um sich um Hund und Katz zu kümmern. Seine in Hofkirchen angestellte Ärztin Dr. Antje Kainz war bereit, seine Not- und Wochenenddienste zu stemmen. Und sein Schöllnacher Vorgänger Dr. Joachim Kunze übernahm für zwei Wochen seine alte Praxis wieder.
Wie ist es für Gerhard Schlenk, nach dem zehrenden Einsatz jetzt wieder zuhause zu sein?
„Ich bin froh, dass ich gesund wieder da bin. Und ich bin sehr dankbar, dass ich hier leben darf. Wenn Menschen über Deutschland schimpfen, habe ich dafür kein Verständnis.“