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Ein Schatz und eine super „Medizin“

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Ein freudiger Anlass war die Buchvorstellung von Josef Weiß (Mitte). Mit ihm gefeiert haben seine ehemalige Bauamts-Mitarbeiterin Gisela Schiller (v.l.), Sohn Michael Weiß, ILE-Geschäftsführer Stephan Romer, Tochter Anneliese Weiß, Bürgermeister Josef Kufner und Edith Schöfberger, die jahrelang im Einwohnermeldeamt arbeitete. Den Großteil der Bücher hat Josef Weiß bereits an Freunde und Wegbegleiter überreicht. In dem Zeitdokument sind wichtige Meilensteine aus Hofkirchens Entwicklung aufgearbeitet. − Foto: Kuhnt
Garham

Es war nicht seine Idee, ein Buch zu schreiben, aber es war seine Heilung. Gestern hat Hofkirchens Altbürgermeister Sepp Weiß (84) im Sitzungssaal des Rathauses seine Autobiografie vorgestellt. Sieben Jahre hat er daran gearbeitet, 160 Seiten sind es geworden, reich bebildert und hochwertig gebunden. „Mein Leben für die Gemeinde und die Musik“ lautet der Titel, gedruckt wurden 80 Stück, gefördert aus dem Regionalbudget der ILE Klosterwinkel.

In der Regel werden Biografien nicht bezuschusst, stellte ILE-Projektmanager Stephan Romer klar, doch bei dem Werk von Josef Weiß handle es sich um ein Stück Zeitgeschichte. „Das Buch ist informativ, persönlich und eine Besonderheit“, bestätigte Hofkirchens 1. Bürgermeister Josef Kufner. Und der Historiker Prof. Reinhard Heydenreuter aus München, der einen geschichtlichen Abriss beigesteuert hat, lobt: „Ein Schatz für Ihre Heimatgemeinde.“

1939 in Garham geboren und arm aufgewachsen auf einem Sacherl mit nur acht Tagwerk Grund und zwei Kühen, begann Josef Weiß nach der Volksschule eine Lehre beim Dorfschreiner und arbeite danach drei Jahre als Geselle in Vilshofen. Dann wechselte er den Beruf und wurde Gemeindeschreiber von Garham. Keine leichte Zeit für den damals 20-Jährigen, der keinen höheren Schulabschluss besaß. Die Tätigkeit war ungewohnt, und am Abend war – anders als im Handwerk – kaum etwas davon „zu sehen“. Hingeworfen hat Sepp Weiß nur seiner Mutter zuliebe nicht, und schließlich ist er hineingewachsen in die Schreibtisch- und Gemeindearbeit.#1972 wählten ihn die Garhamer Bürger mit 98 Prozent der Stimmen zu ihrem Bürgermeister. Als Garham 1978 in Hofkirchen eingemeindet wurde, wurde Sepp Weiß (CSU) Bürgermeister von Hofkirchen. In den insgesamt 30 Jahren seiner Amtszeit hat er die Gemeindegebietsreform, die Schulreform und die Landkreisreform begleitet und mit umgesetzt. Er hat sich für den Ausbau der Gemeindestraßen und den Bau der Autobahnausfahrt Hofkirchen starkgemacht. Mit dem Neubau eines Wasserleitungsnetzes und einer Kläranlage in Garham wurden die Voraussetzungen für die Ausweisung von Baugebieten geschaffen. Zu seinen schönsten Aufgaben zählt Sepp Weiß die des Standesbeamten: 500 Paare hat er getraut.

Eine elementare Rolle in seinem Leben spielte die Musik: „Schon als sechsjähriger Bub habe mich mir von meinem Taschengeld, das ich mir beim Kegelaufstellen verdient hatte, eine Mundharmonika gekauft. Diese habe ich immer in meiner Hosentasche dabeigehabt, auch in der Schule. Sie war mein Heiligtum“, berichtet Weiß.

Mit 14 Jahren Organist in Garham

Mit acht Jahren bekam er ein Schifferklavier geschenkt, erhielt Musikunterricht. Angeregt vom Pfarrer lernte er mit zwölf Jahren Klavier und Kirchenorgel, mit 14 trat er seine Organistenstelle in Garham an. Posaune, Saxophon, Klarinette und Trompete kamen dazu. Mit 17 Jahren übernahm Josef Weiß die Leitung des Kirchenchores, mit 18 gründete er die Tanzkapelle „Bimbo Boys“. 61 Jahre hat Josef Weiß Kirchenorgel gespielt, 58 Jahre den Kirchenchor geleitet und 45 Jahre den Männerchor.

Mittelpunkt und Rückgrat in seinem Leben war die Familie. Als Jugendlicher lernte Josef Weiß im Kirchenchor seine Annerl, geborene Leizinger, aus Solla kennen. 1963 heirateten sie und zogen in ein eigenes Haus in Garham. Zusammen bekamen sie drei Kinder: Michael (geb. 1960), der bei der Oma aufwuchs, Roswitha (geb. 1964) und Anneliese (geb. 1966). Gut 50 Jahre war Josef Weiß glücklich mit Annerl verheiratet. 2014 starb sie in seinen Armen im Alter von 74 Jahren an Herzversagen.

Ein schwerer Schlag für Josef Weiß, der seit dieser Zeit keine Musik mehr macht und selbst gesundheitliche Probleme bekam. Mehrmals wurde Josef Weiß operiert, schließlich erkrankte er auch noch an einer Macula-Degeneration, die ihn zeitweise annähernd erblinden ließ. „Da wäre ich bald durchgedreht“, bekennt der 84-Jährige. Weil es im psychisch nicht gut ging, wurde er fünf Wochen im Bezirksklinikum Mainkofen behandelt. Danach ging er zu seinem Hausarzt Dr. Josef Vöckl, und der sagte den entscheidenden Satz: „Weiß, schreib ein Buch.“

„Nein, das mache ich nicht“, dachte sich Weiß. Doch auch andere Freunde hatten ihn darauf angesprochen. So beschloss Sepp Weiß, es zu probieren, solange seine Sehkraft dafür noch reichte. Ein Glück nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für ihn selbst: „Mit dem Schreiben ist es mir gesundheitlich wieder besser gegangen. Ich bin wieder auf andere Gedanken gekommen, weg von der Trübsal. Ich konnte wieder lachen“, erzählt Sepp Weiß. Fehlt nur noch, dass er es auch mit dem Schifferklavier noch einmal probiert.

 

 

Quelle: pnp.de —−−− Simone Kuhnt

Mehr im Vilshofener Anzeiger vom  12.12.2023 oder unter PNP  nach einer kurzen Registrierung

 

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