Es dauert. 2013 hat der Fußballverein SV Garham einen Antrag auf ein zusätzliches Spielfeld gestellt. Gebaut ist es bis heute nicht. Die Fußballer nutzen derzeit in Reitern, einem Dorf bei Garham, ein Rasenfeld und einen Sandplatz. Ursprünglich war der Plan, neben dem Sandplatz einen dritten Platz zu bauen.
Die ersten Pläne waren schnell auf dem Tisch, Marktrat und Marktgemeinde – sie ist Träger der Bauleitplanung – standen dahinter. Doch dann passierte etwas Unvorhergesehenes: Ein vom Aussterben bedrohtes Insekt – der sogenannte schwarze Grubenlaufkäfer – wurde dort entdeckt, wo der neue Sportplatz hinkommen sollte. Da der Käfer unbedingt zu schützen sei – so die Behörden – musste man die Pläne ändern.
Der SV Garham wird seinen Platz nun an einer Stelle bauen, wo der Käfer nicht beeinträchtigt wird – hauptsächlich auf dem Sandplatz. Entgegen der ursprünglichen Pläne soll der Platz keinen Natur-, sondern einen Kunstrasen bekommen. Auch eine Flutlichtanlage und eine kleine Tribüne sind vorgesehen.
Das sorgt für Befürchtungen bei den Nachbarn. Zum Beispiel, dass einen das Flutlicht blendet. Oder: Dass man keine Ruhe mehr hat.
Die Marktgemeinde Hofkirchen verweist auf eingeschränkte Nutzungszeiten. Geplant sei: Unter der Woche darf der neue Platz von morgens bis 21.30 Uhr, samstags von 10 bis 20 Uhr, sonntags von 10 bis 19 Uhr genutzt werden.
Mögliche Belastungen – wie etwa durch Lärm – wird der Markt Hofkirchen untersuchen lassen. Das verlangen die Fachbehörden.
Außerdem wurde die Marktgemeinde aufgefordert, sich mit dem Thema Kunstrasen auseinanderzusetzen. Nach Angaben des Landratsamts Passau hätten „Studien ergeben, dass die aus Kunstrasen freigesetzte Mikroplastikmenge nach dem Autoverkehr die zweitgrößte Quelle für Mikroplastik in Meeren ist“.
Die Marktgemeinde hat daraufhin Stellung bezogen. Sie erklärt: „Die Problematik Mikroplastik ist weder rechtlich noch gutachterlich so hinreichend gewürdigt, dass verbindliche Aussagen für ein Verfahren (gemeint ist: eine Vorgehensweise, Anm. d. R.) getroffen werden könnten. Kunstrasenplätze sind derzeit ebenso zugelassen, wie der als schädlich angesprochene Autoverkehr.“ Das Landratsamt, sagt Hofkirchens Bürgermeister Willi Wagenpfeil, habe die Stellungnahme gebilligt. Damit sei „die Sache erledigt“.
Für den SV Garham wäre ein Kunstrasenplatz ein Gewinn, findet Vorsitzender Josef Leizinger. Besonders benötigt werde er im Frühjahr. Denn zu dieser Zeit liege, wegen Reiterns Höhenlage, auf dem Rasenplatz oft noch Schnee. Die Folge: Nach den Frühjahrs-Trainings „ist der Platz kaputt“, sagt Leizinger. Weiterhin auf den Sandplatz zu setzen, wäre für Leizinger „nicht mehr zeitgemäß“.
Leizinger hofft, dass sein Verein im Sommer endlich mit den Bauarbeiten beginnen kann. Eine Fertigstellung im Frühjahr 2020 erscheint Leizinger realistisch.
Das Genehmigungsverfahren für den neuen Platz startete im Herbst 2018. Laut Markt Hofkirchen ist es derzeit etwa zur Hälfte abgeschlossen.
Der SV Garham veranstaltet auf seinem Sandplatz seit Jahrzehnten das sogenannte Vorwaldfest, ein großes und beliebtes Volksfest zur Sommerzeit. Wenn der Sand- zum Kunstrasenplatz geworden ist, ist er nicht mehr als Volksfestplatz geeignet.
Der Verein will das Vorwaldfest aber unbedingt weiterhin durchführen. Denn mit dessen Erlös finanziert er unter anderem seinen Sportplatzneubau, für den er eigenen Angaben zur Folge ungefähr zur Hälfte selbst aufkommen muss. Außerdem haben Verein und Bevölkerung einen ideellen Bezug zu dem Fest.
Aus diesen Gründen suchen SV Garham und Markt Hofkirchen derzeit nach neuen Standorten. SV-Vorsitzender Leizinger hat „zwei Optionen ins Auge gefasst, die aber noch nicht spruchreif sind: Bei der einen Option würden wir in Reitern bleiben. Bei der anderen würden wir nach Garham gehen“.