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Der Mann für Menschen mit Handicaps

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Willi Wagenpfeil setzt sich seit August für Menschen mit Einschränkungen im Landkreis ein. −Foto: Kloiber

 

Passau / Hofkirchen

„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (…) Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Der dritte Artikel des deutschen Grundgesetzes verbietet in aller Deutlichkeit die Benachteiligung behinderter Menschen. Seit dem 1. August ist Willi Wagenpfeil als neuer Behindertenbeauftragter des Landkreises Passau maßgeblich an der Umsetzung dieser gesetzlichen Vorgabe beteiligt.

In seinem Gartenstuhl sitzend, beschreibt der erst seit Kurzem in den Ruhestand gegangene, ehemalige Bürgermeister von Hofkirchen seine neue Aufgabe: „Menschen mit Handicaps sollen am öffentlichen Leben teilnehmen können und das möglichst ohne Einschränkungen. Diese Teilnahme möchte ich dadurch unterstützen, dass ich vorhandene Hindernisse beseitige oder deren Entstehung bereits verhindere.“

Sein Hauptaugenmerk legt Wagenpfeil dabei auf die öffentliche Infrastruktur. So ist der Behindertenbeauftragte bei sämtlichen öffentlichen Hoch- und Tiefbauarbeiten beteiligt, um bereits im Vorfeld mögliche Einschränkungen zu vermeiden. Er ist sich dabei sehr wohl bewusst, dass ein breitgefächertes Aufgabenspektrum auf ihn zukommt: „Um Menschen mit Einschränkungen die Teilnahme am öffentlichen Leben zu ermöglichen, müssen Dinge wie Barrierefreiheit, Inklusion und der Zugang zu Medien gewährleistet werden.“

Wunder dürften vom Behindertenbeauftragten dennoch nicht erwartet werden, dafür sei der Einfluss dann doch zu begrenzt, gibt Wagenpfeil zu bedenken. „Aber ich kann den Behinderten beratend und unterstützend zur Seite stehen. Auch die Einflussnahme auf Baumaßnahmen hat durchaus Gewicht.“

Obwohl er erst wenige Wochen im Amt ist, hat er bereits alle Hände voll zu tun: „Neulich war ich bei der Planung des neuen Parkhauses in Aidenbach eingebunden. Daneben wurde ich auch bei einer innerstädtischen Straßenbaumaßnahme in Pocking zurate gezogen.“

Darüber hinaus gehört auch die Bearbeitung von Anfragen zu Wagenpfeils neuem Aufgabenbereich. „Ich war beispielsweise vor Kurzem in einer Selbsthilfegruppe MS (Multiple Sklerose) als Gast eingeladen. Dort bekommt man die Sorgen der Behinderten ganz anders vor Augen geführt.“ Dabei habe er erst gespürt, wie wichtig es doch sei, dass es für diese Menschen einen Ansprechpartner gebe. Auch sei bereits eine Anfrage eingegangen, ob denn Urlaub auf dem Bauernhof im Landkreis Passau für einen Rollstuhlfahrer möglich ist. „Wie es nach einigen Anfragen aussieht“, sagt Wagenpfeil stolz, „können wir das ermöglichen.“

Wenn sich Menschen mit ihren Sorgen und Nöten bei ihm melden, verweise er meist an kompetente Stellen weiter, oder – sofern dies möglich sei – berate er selbst. „Ich habe als Behindertenbeauftrager kein Büro und keine Möglichkeit zu delegieren. Ich sehe mich eher als Kontaktperson und Vermittler.“

Ausschlaggebend für die Zusage zum Amt war für Wagenpfeil seine Tätigkeit als Kreisvorsitzender des Kreisverbands VdK Vilshofen. „Ich habe doch eine ganze Reihe von Synergieeffekten gesehen, weil sich auch der VdK um Menschen mit Einschränkungen bemüht und sich mit Themen der Barrierefreiheit und Inklusion auseinandersetzt.“ Insofern sei es naheliegend für ihn gewesen, beides miteinander zu kombinieren. „Der Landrat hat mich gefragt, ob ich diese Aufgabe übernehmen würde, und nach einer sehr kurzen Bedenkzeit von vielleicht zehn Minuten habe ich dann gleich zugesagt“, sagt Wagenpfeil.

Die Bezeichnung „Behindertenbeauftragter“ sieht er jedoch kritisch. „Das klingt sehr pauschal und hat einen leicht negativen Touch.“ Lieber wäre ihm deshalb der Begriff des Beauftragten für Menschen mit Einschränkungen oder Handicaps. Behindert zu sein, sei nämlich in vielfältiger Form möglich. Ob jemand blind, taub oder anderweitig eingeschränkt ist, sei etwas komplett Unterschiedliches und müsse berücksichtigt werden. „Ich glaube, dass die Menschen, die mit einer Einschränkung leben müssen, den Begriff des ,Behinderten‘ auch kritisch sehen. Doch leider ist dieser nun mal gesetzlich so vorgegeben. Ob die Bezeichnung auch praxistauglich ist, darüber sollte man vielleicht mal nachdenken“, merkt Wagenpfeil an.

Eine gute Vorbereitung auf das Amt seien die 18 Jahre als Bürgermeister für ihn gewesen. „Ich habe in dieser Zeit viele Schicksale kennengelernt. Das hat mich motiviert mitzumachen.“ Eine solche Erfahrung war beispielsweise das Kennenlernen der ,Handicap-Fußballmannschaft‘ von Hofkirchen. „Zu sehen, wie viel Begeisterung und Freude diese Menschen am Sport entwickeln, hat mich sehr beeindruckt.“

Auf den Behindertenbeauftragter von 38 Gemeinden und dem Landkreis kommen in den nächsten sechs Jahren viele Herausforderungen zu. Wagenpfeil blickt kurz nach der Übernahme des Amts dennoch optimistisch und voller Vorfreude in die Zukunft: „Da ist sicher viel Bewegung drin in den nächsten Jahren. Ich lasse das aber ganz gelassen auf mich zukommen. Ich habe jetzt im Ruhestand genug Zeit und freue mich sehr darauf, mich diesen Aufgaben widmen zu dürfen.“ —Klaus Kloiber

 

Quelle: pluspnp.de   —− Klaus Kloiber

Mehr im Vilshofener Anzeiger vom 26.08.2020 oder unter PNP Plus nach einer kurzen Registrierung

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