Der Heimkehrer
„Da war ich einfacher Matrose“, erzählt Christian Pauli. −Foto: Rücker
Hofkirchen / Garham.
Er musste raus. Er wollte weg. Möglichst weit. Nach seiner Berufsausbildung zum Schlosser verpflichtete sich Christian Pauli für vier Jahre bei der Bundeswehr. Daraus wurden schließlich 18 Jahre Marine. Ein waschechter Niederbayer auf hoher See. Auf der Nord- und auf der Ostsee, im Suezkanal und vor der Küste von Somalia war er auf Schnellbooten oder auf der Fregatte unterwegs. Seekrank? „Nö, ich hatte nur immer Hunger.“
Im Ortskern von Hofkirchen geboren, mit vier Geschwistern aufgewachsen, ging Christian Pauli in Hofkirchen und Vilshofen zur Schule. Er ließ Familie und Freundeskreis zurück, fuhr nur zweimal im Jahr in die Heimat. Längst hatte er neue Freunde im Norden gefunden. Mit ihnen ging er aus, beispielsweise in Kiel in ein Tanzcafé. Dort forderte er eine waschechte Kielerin auf und verliebte sich gleich in sie. Geheiratet haben sie in Wilhelmshaven. Noch immer verschwendete Christian Pauli keinen Gedanken daran, eines Tages wieder an seinen Geburtsort zurückzukehren. Inzwischen waren Tochter Tatjana (heute 38) und Sohn André (34) geboren.
Dann hatte Pauli einen Unfall an Bord. Das zwang ihn vorübergehend zu einem Landdienstposten. Stralsund oder Deggendorf? Er entschied sich für Deggendorf, wo er für die Nachwuchsgewinnung zuständig war. Das war Ende 1996. Nach sieben Jahren wechselte er für vier Jahre nach Freyung, um dann bis zur Pensionierung sieben Jahre im Karrierecenter in Deggendorf zu arbeiten.
Die Familie fühlte sich so wohl in Hofkirchen, dass man sich entschied, dem Norden den Rücken zu kehren. Wie findet man wieder zurück als Heimkehrer? Christian Pauli ging zum Fußballverein, spielte kurze Zeit aktiv, wurde Trainer der A-Jugend, begann das Tennisspielen und engagierte sich beim Faschingsverein. Im vorigen Jahr hat er nach zwölf Jahren als Präsident die Aufgabe an Jüngere übergeben. Im Mai 2015 übernahm er ehrenamtlich die Aufsicht im Freibad Garham – und rettete es vor dem Untergang.
Die Zeit auf hoher See hat Christian Pauli geprägt. „Ohne gegenseitige Rücksichtnahme geht da nichts. Das ist nichts für Sturköpfe und Egoisten“, sagt Pauli. „Es geht nur Miteinander. Viele Rädchen müssen bewegt werden, damit das Schiff sich bewegt.“ Bei der Marine habe er gelernt, dass es nichts bringt, auf den anderen zu warten. Selber anpacken und das Team mitnehmen – nur so lassen sich für Pauli Herausforderungen meistern.
2007 klingelt es an der Haustür. Willi Wagenpfeil bittet um Einlass. Er habe ihn beim Faschingsverein erlebt. „Du bist der Richtige für den Gemeinderat.“ So sei er zur SPD gekommen, erzählt Christian Pauli. „Vier Wochen später klopfte die CSU an. Tja, zu spät.“
Auf Anhieb schaffte es Pauli nicht ins Gremium, 2008 rückte er nach, nun sitzt er seit acht Jahren im Marktrat. Vor zwei Jahren begannen die Überlegungen, ob er zum Bürgermeister kandidieren sollte. „Ich hatte Respekt vor der Vielfältigkeit der Arbeit“, sagt Pauli. Mit dem Gedanken im Kopf wuchs er in diese Rolle hinein. Ihm war klar: „Hofkirchen hat sich top entwickelt. Ich will diesen Weg weitergehen.“ Freibäder sanieren, Babysparbuch herausbringen, Nachbarschaftshilfe stärken. „Ich will, dass wir miteinander und nicht nebeneinander leben.“
Christian Pauli ist 59. Er ging mit 54 in Pension. Warum noch einmal einen so Kraft zehrenden Job? „Ich kann nicht auf dem Kanapee sitzen.“ Es reizt ihn, etwas zu bewegen. Er will das Schiff übernehmen und wie einst auf der Kommandobrücke stehen.
Quelle: plus.pnp.de — Helmuth Rücker
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