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Bedarf an Nachbarschaftshilfe – Gemeinde will’s wissen

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Seine Ideen zur Gründung einer Nachbarschaftshilfe für das Gebiet der Marktgemeinde Hofkirchen brachte der Seniorenbeauftragte Helmut Runge (vorne) in der Sitzung des Sozialausschusses zu Gehör. −F.: Brunner

 

 

Hofkirchen

Nachdenklich gemacht hat die Verantwortlichen der Marktgemeindeverwaltung der geringe Rücklauf auf erste Aufrufe, sich in einer möglichen Nachbarschaftshilfe zu engagieren. Nur sechs Interessenten haben bisher auf zwei Veröffentlichungen im Gemeindeblatt und eine in der lokalen Presse ihre Bereitschaft bekundet, an einem solchen Projekt – angestoßen durch einen Antrag der SPD-Marktratsfraktion – mitzuwirken. Der Ausschuss für Soziales, Bildung und Kultur einigte sich jetzt darauf, in einem neuerlichen Rundschreiben den Bedarf an einem solchen Hilfsangebot zu ermitteln und zugleich weitere Helfer zu rekrutieren. „Danach wird über weitere Schritte beraten“, kündigte Bürgermeister Josef Kufner (CSU) an.

„Das Thema beschäftigt uns doch schon ein paar Wochen“, betonte Kufner zu Beginn der Sitzung im Rathaus. Er erinnerte an den SPD-Antrag und auch an die zwei bereits abgehaltenen Treffen mit den sechs Interessenten, wobei versucht worden sei, das Wirkungsfeld zu definieren und den Rahmen abzustecken.

Vier Bereiche skizzierte der Bürgermeister: Haushaltshilfe, Gartenpflege, Fahrdienste und Unterstützung im Antragswesen. Er räumte ein, dass es aus seiner Sicht noch „einfach zu wenig Manpower“ gebe, um solche Angebote zu gewährleisten, und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, sich nun auf eine weitere Verfahrensweise zu verständigen, was das Vorhaben an sich, das mögliche Leistungspaket und die Durchführbarkeit betreffe. Im Ausschuss werde aktuell aber kein Beschluss gefasst werden, fügte Kufner hinzu.

Helmut Runge, neben Inge Schabel-Türnau Seniorenbeauftragter der Marktgemeinde Hofkirchen, ließ die Runde wissen, dass er sich seit der Übernahme dieses Ehrenamtes bereits Gedanken in die Richtung mache, wie sich eine Organisation finden ließe, die seine Arbeit unterstütze. Seit einigen Jahren sei er in der Sache auch bereits mit dem Roten Kreuz in Kontakt – konkret mit dem BRK-Fachbereich für Wohlfahrt und Soziales. Ein Teil der Ideen für eine Nachbarschaftshilfe decke sich mit den Aspekten dieser Institution, berichtete Runge und begründete damit seine Vorsicht, weil ein Engagement in vielen Bereichen „ins Handwerkliche“ gehen würde und auch die Gefahr von Schwarzarbeit bestehe. Als ein Beispiel führte er die in Regensburg aktiven sogenannten Kümmerer an, die – wie die Bezeichnung schon erkennen lässt – sich um Belange Betroffener kümmern.

Sein Ansatz, so der Seniorenbeauftragte, sei vielleicht ein bisschen anders. Er plädierte für die Gründung eines Vereins für Nachbarschaftshilfe, dann für die Anwerbung von Mitgliedern und den Aufbau nach und nach, „so dass es auch funktioniert.“ Als Grundproblem führte Runge an, dass man gegenwärtig nicht wisse, „was der Bedarf ist“. Daher sollten jetzt Fragebögen in der Marktgemeinde verschickt werden, um einerseits die Erwartungen und Bedürfnisse zu erfahren, andererseits aber auch die Bereitschaft zur Mitarbeit zu klären. Die Nachbarschaftshilfe soll seiner Überzeugung nach in der ganzen Kommune auf die Füße gestellt werden, um beispielsweise auf ein Problem zu reagieren: Einsamkeit. Viele Bürger bekundeten oft, „ich bin so allein, es kommt keiner“, weshalb Runge den Gesichtspunkt „Besuchsdienste“ – natürlich nur durch vertrauenswürdige Personen – ins Licht rückte.

Zu bedenken gab der Seniorenbeauftragte ebenso, dass es auch in Hofkirchen „verschämte Armut“ gibt – also zurückhaltende Personen, denen man bei der Finanzierung von Alltagsdingen unter die Arme greifen müsste. Runge schwebt vor, wie er sagte, ein kleines Gremium ins Leben zu rufen, das sich mit diesen Belangen beschäftigt und entsprechende Informationen einholt. Vielleicht sei schon eine Gründungsversammlung möglich, wenn Corona zu Ende sei, merkte Runge ergänzend an und unterstrich seine Bereitschaft, mitzuarbeiten und mitzuhelfen.

Ein paar wesentliche Punkte griff der Bürgermeister auf. Kufner regte aber auch einen Austausch mit benachbarten Nachbarschaftshilfe-Organisationen an und schlug vor, durch die Namensgebung ein möglichst breites Spektrum abzudecken – „nicht nur für Senioren“. Der Markt Hofkirchen würde Starthilfe geben, in welcher Form auch immer, ebenso finanziell, sicherte er zu.

Schwierigkeiten, die beabsichtigte Nachbarschaftshilfe über einen Verein laufen zu lassen, sah Marktrat Christian Pauli (SPD), signalisierte aber ebenfalls seinen Willen mitzumachen. „Es soll unbürokratisch laufen“, hieß es in einer Wortmeldung aus der Gruppe der schon jetzt feststehenden Interessenten an einer aktiven Mitwirkung. Petra Söldner (SPD) machte auf die vielen Regularien einer Vereinsgründung aufmerksam und zeigte sich skeptisch. Die Breite eines Hilfsangebots umfasst nach ihren Worten zum Beispiel auch den Mutter-Kind-Sektor oder Patenschaften für Geflüchtete – viele Ideen, die es zu bündeln gebe. Als Medium für eine Auflistung der entsprechenden Anlaufstellen eignet sich in den Augen der Markträtin die Homepage der Kommune. Christian Pauli verteilte einen von ihm entworfenen Fragebogen, um den Bedarf und die Existenz von Helfern zu ermitteln. „Ich brauche einen Ansprechpartner“, forderte er namens Hilfsbedürftiger.

Marianne Graf (CSU) hob hervor, dass es bereits Dienste und Hilfsmöglichkeiten gebe, die viele Dinge abdecken und auch abgerechnet werden können. Ihr Standpunkt: „Viele brauchen Leute, die sich für jemanden Zeit nehmen.“ Oft bestehe nur Bedarf am Reden und an einem Gegenüber, der zuhöre. „Einsamkeit ist das größte Problem“, erklärte die Markträtin, die auch die meist vorhandene Hemmschwelle Bedürftiger aufzeigte. Florian Kapfhammer (CSU) empfahl, Telefonnummern von Ansprechpartner bekanntzumachen, anstatt solche Anlaufstellen offiziell über die Kommune zu schaffen. Aus der Zuhörerschaft kam die Anregung, auch den Frauenbund, den VdK und die Pfarrei entsprechend einzubinden. Die Bündelung dieser Informationen auf der Homepage und in Rundbriefen an die Haushalte favorisierte Petra Söldner als „Übergangslösung zwischen nix und einem Verein“.
„Vieles ist für uns nicht leistbar“, erwiderte der Bürgermeister mit Blick auf seinen „Verwaltungsapparat“ mit sechseinhalb Planstellen im Rathaus. Ein weiteres Problem: Wo ein Geldfluss für Leistungen entstehen würde, könne dies nicht von der Gemeinde verbucht werden, so Kufner. Auch Versicherungsfragen bräuchten einen koordinierten Rahmen. Nicht zu vergessen wären ebenso datenschutzrechtliche Punkte. Schließlich sagte der Seniorenbeauftragte zu, die Auswertung des Rücklaufs eines Rundschreibens an die Bürger – aufgeteilt nach Garham und Hofkirchen – zu übernehmen. Um die Formulierung dieses Briefes will sich Christian Pauli kümmern.   —Bernhard Brunner

Quelle: pluspnp.de   —−Bernhard Brunner

Mehr im Vilshofener Anzeiger vom 22.05.2021 oder unter PNP Plus nach einer kurzen Registrierung

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