Bayerns jüngster Feuerwehrkommandant muss Brandeinsatz am eigenen Haus koordinieren
Julian Binder (22, Bildmitte) ist seit vergangenen Mai Bayerns jüngster Feuerwehrkommandant. − Fotos: Thomas Krenn/zema-medien, Feuerwehr Hofkirchen, Katja Elsberger
Julian Binder ist seit vergangenen Mai Bayerns jüngster Feuerwehrkommandant. Am Ostermontag hatte er seinen bisher schwersten Einsatz. Bei einem Großbrand in Hofkirchen (Landkreis Passau) musste der 22-Jährige den Einsatz an seinem eigenen Haus koordinieren.
Julian Binder aus Hofkirchen (Landkreis Passau) ist leidenschaftlicher Feuerwehrmann. Mit gerade mal 22 Jahren ist er Kommandant der Feuerwehr seines Heimatortes geworden – der jüngste in ganz Bayern. Er ist an seiner Aufgabe gewachsen und hat gelernt, mit schwierigen Einsätzen umzugehen. Doch der gestrige Einsatz hat den jungen Mann auf besondere Weise gefordert. Denn er war selbst betroffen.
In einem der Häuser am Marktplatz, die gestern Früh in Flammen standen, lebte er mit seinem Vater. Obwohl Julian Binder zusehen musste, wie sich die kaum zu bändigenden Flammen im Elternhaus ausbreiten, fungierte er als Einsatzleiter und schaffte es, 200 Feuerwehrleute von 14 Feuerwehren zu koordinieren.
Kommandant war nicht im Haus
In der Ortsmitte von Hofkirchen war am Montagmorgen ein Brand ausgebrochen. Um 5.55 Uhr wurden die Feuerwehren informiert. Julian Binder, der zu dem Zeitpunkt woanders übernachtete,eilte zum Feuerwehrhaus. Er rechnete eigentlich mit einem Garagenbrand, wie in der Alarmierung geschrieben stand.
Schon auf dem Weg zum Feuerwehrhaus sah er von Weitem einen Feuerschein und alarmierte weitere Einsatzkräfte. „Ich war im ersten Moment geschockt, als ich gesehen habe, dass das Haus meines Vaters betroffen ist“, erzählt der 22-Jährige. In Entsetzen zu verfallen, war aber keine Option für den jungen Einsatzleiter. Ihm war bewusst: Er wird gebraucht. Als klar war, dass sein Vater Peter in Sicherheit ist und sich auch sonst niemand mehr in den fünf brennenden Häusern befindet, auf die ein Garagenbrand übergegriffen hatte, fiel ihm ein Stein von Herzen.
Fünf Häuser nicht mehr bewohnbar
Die Feuerwehrler konnten sich ganz der Brandbekämpfung widmen. Um 10 Uhr konnte Julian Binder verkünden, dass das Feuer unter Kontrolle ist. Der Gesamtschaden geht nach ersten Schätzungen der Polizei in die Millionen. Die fünf Häuser sind nicht mehr bewohnbar.
Seit seinem elften Lebensjahr ist Julian Binder aktiv bei der Feuerwehr, seit seinem 16. Lebensjahr rückte er fast immer mit aus. Seit einem Jahr ist er 1. Kommandant. Am 1. Mai 2023, an seinem 22. Geburtstag, als er das behördlich vorgeschriebene Mindestalter erreicht hatte, hat er das Amt angetreten.
Vater war schon Kommandant
Die Liebe zur Feuerwehr wurde Julian Binder in die Wiege gelegt. Sein Vater Hans Peter war 30 Jahre aktiv bei der Feuerwehr, die letzten zwölf davon als Kommandant. Weil sein Vater aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste, suchte die Feuerwehr dringend einen Nachfolger. Julian Binder stellte sich zur Verfügung und durchlief rasch und zielstrebig die geforderten Fortbildungen.
Nach dem Einsatz am Montag resümiert er: „Es war der mit Sicherheit schwerste Einsatz für mich bisher.“ Der Einsatz habe ihn herausgefordert, aber keinesfalls abgeschreckt. „Ich bleibe Feuerwehrmann.“
200 Feuerwehrleute waren gestern Vormittag im Einsatz, um den verheerenden Brand im Ortszentrum von Hofkirchen zu löschen.
Ein Garagenbrand griff auf fünf Häuser in Hofkirchen (Landkreis Passau) über. Der Schaden geht nach ersten Schätzungen in die Millionen. Die Gebäude sind nicht mehr bewohnbar.
Quelle: pnp.de —−Katja Elsberger
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