Abschlussfest zur Kirchenaußenrenovierung
Im neuen Kleid: Frisch herausgeputzt die Garhamer Pfarrkirche St. Nikolaus mit der Sonnenuhr auf der Südfassade. −Fotos: Franz X. Eder
Garham
Erhaben und zugleich beschützend, so ist das Erscheinungsbild der Garhamer Pfarrkirche St. Nikolaus, das einem schon von Vilshofen kommend den Weg nach Garham weist. Der Abschluss der Kirchenaußenrenovierung im Sommer 2021 ist ein Höhepunkt in der über 700-jährigen Geschichte der Garhamer Kirche.
Jetzt kann das große Abschlussfest gefeiert werden.
Der Kirchenpatron St. Nikolaus ist Schutzheiliger der Reisenden, Händler und Kaufleute. Er war Beschützer der Handelswege. Garham lag am alten Salzhandelsweg, der damals von der Donau herauf über den Bayerwald hinein ins Böhmische führte, der sogenannten „uralt gulden Straß“.
2019 wurde die umfassende Außenrenovierung begonnen. Die Corona-Krise verzögerte die planmäßige Fertigstellung. Auf über 300.000 Euro werden die Kosten für die Außenrenovierung veranschlagt. Davon muss die Pfarrei selbst ein Drittel aufbringen. Der Markt Hofkirchen beteiligte sich neben vielen Spendern an den Kosten mit 16.500 Euro.
Bei der Renovierung wurden folgende Arbeiten an der Kirche durchgeführt: Der Kirchturm erstrahlt bereits seit 2019 in neuem Glanz. Das Dach des Kirchenschiffes mit Schneefanggittern wurde erneuert. Einflugöffnungen für Fledermäuse mussten hergestellt werden. Einen neuen Anstrich erhielt die gesamte Fassade; Eisengitter, Geländer, Türen und Fenster wurden neu lackiert. Die Zifferblätter der Kirchturmuhr wurden neu bemalt und die Uhrzeiger vergoldet.
Das Missionskreuz am Kirchturm wurde restauriert und neu gefasst. Die gesamte Sickerung wurde erneuert und das Gebäude erhielt einen neuen Granitsockel. An der Südfassade der Garhamer Pfarrkirche strahlt seit Juni 2021 wieder eine Sonnenuhr und zeigt die Garhamer Ortszeit an – ein großes persönliches Anliegen von Pfarrer Gotthard Weiß. Bei der letzten Außenrenovierung Mitte der achtziger Jahre wurde die Sonnenuhr entfernt. Geblieben war nur das Halbrund, auf dem sie einmal aufgemalt war.
Geschichte der Garhamer Kirche
Ein erstes Gotteshaus war im 14. Jahrhundert gebaut worden. Mauern davon sind noch der heutige Altarraum sowie im Untergeschoss des Kirchenturms, in dem sich auch Malereireste aus der damaligen Zeit finden.
Vor 270 Jahren wurde die Pfarrkirche St. Nikolaus vom 68. Bischof von Passau, Josef Dominikus Graf von Lamberg, am 7. Juni 1750 geweiht. Während seiner Amtszeit (1723 bis 1761) wurden viele Kirchen und Klöster im Fürstbistum neu erbaut oder umgebaut und von ihm geweiht. Der Fürstbischof kümmerte sich vor allem um den Aufbau des deutschen Schulwesens und unternahm etwa 100 Visitationsreisen.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die heutige Kirche gebaut. 1834 wurde der Kirchenraum um die Länge der Orgelempore noch einmal vergrößert. 1888 wurden die Vorbauten an den Türen erstellt und die alte Seelenkammer als Sakristei umgebaut.
1904 endlich wurde der Kirchturm, der bis dahin mit einem Satteldach abgeschlossen war, nach oben hin verlängert und erhielt sein heutiges, weit ins Land hinausragendes charakteristisches Aussehen mit seinen vier Erkern und Balkonen. So wurde er zum Wahrzeichen Garhams. Ein „wunderschönes und baulich seltenes architektonisches Kunstwerk in unserem Jahrhundert“ nennt ihn 1986 ein Sachverständigenbericht des baulichen Zustands der Kirche.
1996 wurden der neue Mittelalter und der Ambo aufgestellt. Der verstorbene Bischof Franz Xaver Eder hatte damals die Weihe vorgenommen. Im Mai 2002 wurde im Rahmen der 72-Stunden-Aktion „Activity“ die Sakristei um einen Anbau für die Ministranten erweitert.
Eine umfangreiche Innenrenovierung mit Restaurierung der Kirchenorgel wurde in den Jahren 2010 bis 2012 durchgeführt. 2013 stand die Weihe der neuen Nikolausglocke und Marienglocke im Mittelpunkt, die die beiden alten Stahlglocken ersetzten. Die Kreuzkugel und das Turmkreuz auf den Zwiebelturm mussten 2014 erneuert werden. 2022 kann die Pfarrei Garham jetzt ihren 125. Geburtstag feiern. Am 15. September 1897 unterzeichnete der damalige Bischof Michael Rampf die Errichtungsurkunde der Pfarrei Garham. Dies war die Geburtsstunde der eigenständigen und bis dahin von der Pfarrei Hofkirchen betreuten Seelsorge.
Mit einem Festgottesdienst am kommenden Sonntag um 9:30 Uhr kann nach der Corona bedingten Ungewissheit der Abschluss der Kirchenaußenrenovierung endlich gefeiert werden. Die ganze Pfarrgemeinde und besonders Pfarrer Gotthard Weiß haben schon lange darauf gewartet. Der Garhamer Kirchenchor und die Blaskapelle Garham übernehmen die musikalische Gestaltung. Zur weltlichen Feier trifft man sich auf dem Platz vor der frisch renovierten Kirche. Pfarrer Weiß spendiert die Getränke und um die Brotzeit kümmert sich der Pfarrgemeinderat. Der Elternbeinrat des Kindergartens verkauft Kaffee und Kuchen. Als einmalige Erinnerungsstücke können Dachziegel des alten Kirchendaches erworben werden. Die Garhamer Künstlerin und Landkreis-Kulturpreisträgerin Regina Schmidtmayer hat sie handbemalt. Einige besondere Exemplare sind vom Diözesanbischof Dr. Stefan Oster signiert. —Franz X. Eder
Das Missionskreuz am Kirchturm wurde restauriert und neu gefasst
Erinnerungsstücke: Von der Garhamer Künstlerin Regina Schmidtmayer handbemalte Dachziegel des alten Kirchendaches, signiert von Diözesanbischof Dr. Stefan Oster
Quelle: plus.pnp.de —Franz X. Eder
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