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Festakt in Hofkirchen: „Friedensmodell Europa ist jede Anstrengung wert“

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Still verharrten Landrat Raimund Kneidinger und Oberstleutnant der Reserve Andreas Königer gestern vor den in der Kapelle am Soldatenfriedhof bei Hofkirchen niedergelegten Ehrenkränzen. −Foto: Brunner

 

 

Hofkirchen

Als „Terror einer Großmacht, einer Atommacht“ hat Landrat Raimund Kneidinger beim landkreisweit zentralen Gedenkakt zum Volkstrauertag gestern auf dem Soldatenfriedhof bei Hofkirchen den Überfall Russlands am 24. Februar auf die Ukraine verurteilt. Deshalb falle die Mahnung zum Frieden am 13. November 2022 in eine Zeit, in der erstmals wieder ein Krieg in Europa tobe – „und uns alle bedroht“. Umso eindringlicher rief Kneidinger zur Wachsamkeit auf, „ob sich die Welt anschickt, alte Fehler zu wiederholen“.

Von Jahr zu Jahr sei es in der jüngsten Vergangenheit schwieriger geworden, das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt wach zu halten, räumte der Landrat ein. Zu lange, zu weit lägen die Zeiten zurück, „in denen uns Kriege direkt betrafen“ – doch dies habe sich nun auf schlimme Weise geändert. Durch Putins Angriff auf die Ukraine seien die Menschen aus dem Traum vom ewigen Frieden in Europa gerissen worden.

Vor gut einem Jahrhundert hätten die Menschen in einem geschundenen Europa nach dem millionenfachen Sterben des Ersten Weltkrieges auf Frieden gehofft. Damals habe noch niemand gewusst, dass man diese Katastrophen einmal durchnummerieren würde, so der Landrat. Und wie sehr seien diese Hoffnungen nur zwei Jahrzehnte später mit dem nächsten Weltenbrand zerstört worden. Nun der Krieg in der Ukraine. Vor dem Eindruck dieses Geschehens stellte er die Frage: „Lernt der Menschen nicht aus der Geschichte?“

Die Antwort darauf gäben die Teilnehmer an der Gedenkfeier zum Volkstrauertag, hob Kneidinger hervor, indem sie zeigten, dass Opfer und Mahnung des Krieges nicht vergessen seien. „Und das gilt für alle Kriege, für alle Akte der Gewalt, bei denen Menschen ihr Leben lassen mussten“, wie der Landrat hinzufügte. Gerade vor diesem Hintergrund rief er den Landkreisbürger Josef Kronawitter in Erinnerung, der 2010 im Alter von 24 Jahren im Dienst der Bundeswehr zusammen mit drei Kameraden in Afghanistan Opfer eines heimtückischen Anschlags geworden sei. „Mit seinem Schicksal ist die grausame Realität von Krieg und Gewalt direkt vor unsere Haustüre gekommen.“ Die starke Betroffenheit über seinen Tod halte bis heute an.

Selbst wenn der Blick aktuell natürlich in die Ukraine gehe, müsse man auch bei uns im Land wachsam sein, mahnte der CSU-Politiker. „Unsere Demokratie ist nicht so selbstverständlich, dass wir sie nicht immer neu gegen Strömungen verteidigen müssen, die mit Angst und Hetze versuchen, unsere Freiheit zu bedrohen.“ Kneidinger forderte die Bekämpfung von Radikalismus und Rassismus ein, er wandte sich entschieden gegen den Verzicht auf die Erinnerung an diejenigen, „die Krieg und Gewalt um alles gebracht haben – um ihr Leben, um ihre Zukunft und um ihr Glück. Vergessen wir nie, wie hart Frieden und Freiheit erkämpft werden mussten und wie leicht beides in Gefahr gerät.“

Den Gedenkakt in Hofkirchen wollte Kneidinger als Zeichen der Solidarität gegenüber den Opfern und deren Hinterbliebenen verstanden wissen, aber auch für jene, die sich um dieses Gedenken annehmen – ehrenamtlich. Umso mehr dankte der Landrat dem VdK-Kreisverband Vilshofen unter dem Vorsitz von Willi Wagenpfeil und dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge für die Pflege und den Erhalt der Soldatenfriedhöfe und auch dieser Gedenkstätte.

Nicht ausklammern wollte er die Menschen, die an der innerdeutschen Grenze zu Tode gekommen seien – „nur weil sie die Freiheit suchten“. Gerade hier im Dreiländereck wisse man, wie es einst ausgesehen habe, als der Eiserne Vorhang Europa durchschnitten habe. „Heute, die Kreuze dieses Totenfelds vor Augen, sagen wir deutlich: Das Friedensmodell Europa ist jede Anstrengung wert“, bekundete der Landrat. Gerade an einem Tag wie dem Volkstrauertag müsse man sich wieder bewusst werden, wie wertvoll Frieden, Freiheit und Sicherheit seien und „wie sehr wir aufgerufen sind, uns gemeinsam für diese Werte einzusetzen.“ Er nannte nochmals die Schreckenszahlen, die mit der Gedenkstätte bei Hofkirchen verknüpft sind, wo 45 Opfer des Ersten Weltkrieges, 72 Frauen und 71 Kinder sowie russische Hilfswillige ruhten, die auf deutscher Seite gekämpft hätten. Auch Gefallene, die vorher in 391 Gemeindefriedhöfen oder in Feldgräbern in Niederbayern und der Oberpfalz bestattet gewesen seien, hätten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die Namen der 2747 Toten sind in der Kapelle verewigt. Seit der Einweihung vor 62 Jahren findet alljährlich am Volkstrauertag die zentrale Gedenkfeier des Landkreises Passau hier statt.

Zuletzt appellierte Kneidinger an alle, mit den Toten im Bewusstsein der dauerhaften Verpflichtung verbunden zu bleiben, für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit einzutreten. Den Volkstrauertag wertete er als Gedenktag, an dem alle Bürger „ihren ganz persönlichen Beitrag leisten zum Schutz des Friedens und der Versöhnung zwischen den Völkern dieser Erde.“

Sein Dank galt auch der Knappenkapelle Kropfmühl und dem Männergesangsverein Harmonie aus Vilshofen für die Gestaltung der Feier sowie den Geistlichen der beiden Konfessionen, Pfarrer Gotthard Weiß und Manfred Greinke, für den Segen. Der evangelische Pfarrer, der in der DDR aufgewachsen ist, hieß die Teilnehmer als „Friedensfreunde“ willkommen und griff die Parole der Pazifisten auf, „Frieden schaffen ohne Waffen“. Greinke hielt es für eine Schande, dass Deutschland einer der größten Waffenhersteller der Welt sei, während die Menschen in der Friedensherstellung „Schwächlinge“ seien.

Der Blick zurück auf das kriegerische 20. Jahrhundert lehre die Menschen, die Erinnerung wach zu halten und weiterhin die Lehren daraus abzuleiten, unterstrich Oberstleutnant der Reserve Andreas Königer. „Wir als Vertreter der Bundeswehr bekräftigen unsere Verantwortung zur Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt, und wir stehen zu der Aussage, dieses pluralistische Gemeinwesen zu schützen, damit die Menschen in unserer Region, in Deutschland und in Europa in Selbstbestimmtheit, Freiheit und vor allem Frieden leben können“, merkte der Leiter des Kreisverbindungskommandos Passau ergänzend an, der ebenso an das Schicksal Josef Kronawitters erinnert hatte. Zuletzt wurden gemeinsam die Bayernhymne und die deutsche Nationalhymne gesungen.  —Bernhard Brunner

 

Quelle: plus.pnp.de —Bernhard Brunner

 

 

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