Markus Markmüller blickt in eines seiner neuen Büros und muss erst einmal lachen. Überall stehen Telefone, eigentlich müssten sie jetzt – am späten Nachmittag – klingeln. Eigentlich müsste Markus Markmüller jetzt ein wenig im Stress sein. Stress – das wäre Markus Markmüller immer noch lieber, als das, was er jetzt erlebt. Er hat im Gewerbegebiet von Garham (Markt Hofkirchen) ein Betriebsgebäude für seine Holz- und Maschinentechnikfirma gebaut. Doch in Betrieb nehmen kann er es nicht, weil es die Telekom seit rund vier Monaten nicht schafft, das Gebäude ans Internet- und Telefonnetz anzuschließen.
Als Markmüller vor etwa einem Jahr die Baustelle für seinen Betrieb eröffnete, war die Euphorie groß. Der Marktrat war da, sogar der Landrat. Mit der Baustelle wurde zugleich die Erweiterung des Gewerbegebiets eröffnet. Mehrere Firmen wollen sich hier in den nächsten Jahren niederlassen. „Es wird angepackt,“ sagte der Landrat mit Blick auf die nächsten Monate. So kam es auch. Schon im frühen Sommer war das Betriebsgebäude fertig. „Es ging ratzfatz“, sagte Markmülller ungefähr zu dieser Zeit. Wer mit dem Jungunternehmer (34) redete, spürte Aufbruchsstimmung. Von der ist aktuell wenig zu spüren.
Markus Markmüller sagt: „Ich kann es nicht fassen, dass seitens der Telekom nichts rum kommt, man nichts tun kann.“ Nichts tun, außer auf das Problem hinweisen: Markmüller hat bei der Telekom mehrmals angerufen, ihr etliche E-Mails geschickt, auch den Hofkirchner Bürgermeister Willi Wagenpfeil eingeschaltet. Auch der hat die Telekom auf das Problem hingewiesen, ebenfalls mehrmals, ebenfalls ohne Erfolg. „Ich habe keine Idee mehr. Jetzt muss die Telekom handeln“, sagt Willi Wagenpfeil.
Markus Markmüller hat mehr als zwei Millionen Euro in seinen neuen Betrieb gesteckt. Es sollen hier bald acht Personen arbeiten, später vielleicht auch mal mehr. Bis jetzt und seit sechs Jahren hat Markmüllers Firma ihren Sitz in Hofkirchen, wo Markmüller und zwei weitere Personen arbeiten. Die Firma verdient ihr Geld, indem sie Waren wie Baumaschinen oder Gartengeräte verkauft, hauptsächlich über das Internet.
Ungefähr im August wollte Markmüller von Hofkirchen nach Garham ziehen. Auch deswegen, weil er für einen Teil der Hofkirchner Räume Miete zahlen muss. Den Schaden, der entstand, weil Markus Markmüller seine neue Niederlassung nicht nutzen kann, schätzt der Unternehmer auf rund 50 000 Euro.
Markus Markmüller geht jetzt durch seinen neuen Betrieb. Zwei Stockwerke hat er, die Büromöbel sind längst auf ihren Plätzen. Im Erdgeschoss, dem Bereich für die Warenausstellung, werden Akkuschrauber präsentiert. Eigentlich sollten hier längst Kreissägen, Holzspaltgeräte oder Rasenmäher stehen, Kunden sie betrachten. Eigentlich sollte daneben, an der Rezeption, jetzt jemand telefonieren. Doch es ist niemand da, der spricht. Dafür hört man – angebracht an einer Wand neben der Rezeption – einen künstlichen Wasserfall, wie er dahinplätschert.
Noch schnell ein Blick in den Serverraum. „Alle DSL-Dosen und Leerrohre sind installiert, ein Handwerker hat das im Auftrag der Telekom Anfang August gemacht“, sagt Markus Markmüller. „Es müsste lediglich von außerhalb des Gebäudes eine Glasfaserleitung mit Druckluft in die Leerrohre reingeblasen werden. Das wär’s. Eine Arbeit von höchstens einem halben Tag“, sagt Markmüller. In der Region macht das recht häufig die Firma GSI aus Eging, auf die auch Markmüller setzen will. Markmüller hat bei ihr bereits angefragt. Das Problem: GSI hat von der Telekom noch keinen Auftrag bekommen, für sie als Subunternehmer arbeiten zu dürfen, wie Markmüller erklärt.
Wenn Markmüller oder Bürgermeister Wagenpfeil sich in den vergangenen Monaten an Telekom-Gebietsbeauftragte wandten, bekamen sie Antworten wie: Man werde die DSL-Erschließung „priorisieren“ oder „vorantreiben“. „Das typische Bla Bla“, sagt Markus Markmüller.
Wieso geht nichts weiter? Auf Anfrage unserer Zeitung sagt Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney: „Leider hat Markus Markmüller die Gebäudeanbindung sehr spät – nach Angaben von Markmüller im Mai, Anm. d. Red. – beauftragt. Aufgrund der angespannten Kapazitäten zum Beispiel bei Planern, Tiefbauunternehmen und Montagefirmen sind vom Bauherrn mindestens vier bis fünf Monate Vorlauf einzuplanen.“ McKinney bedauert „die Unannehmlichkeiten für Herrn Markmüller ausdrücklich“. Nach Angaben von McKinney wird die Telekom Markmüllers Betrieb „sobald wie irgend möglich“ mit DSL versorgen.