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1. Preis in Sachen Demokratie geht an Hofkirchen: Grundschüler kämpfen erfolgreich für Erhalt ihrer Blühwiese

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Hofkirchen

War das eine Aufregung! In jeglicher Hinsicht. Erst Enttäuschung, dann Begeisterung und Freudentaumel. Doch von vorne: Als die Kinder der Grundschule Hofkirchen an einem Morgen im Mai bemerkten, dass „ihre“ kleine Blumenwiese an der Turnhalle abgemäht worden war, kamen sie – wie Schulleiterin Ingrid Weinzierl berichtet – spürbar betroffen in der Schule an.

Gemeinsam mit ihren Lehrern hatten sie die insektenfreundlichen Pflanzen angesät, jetzt war ihr Lernort im Freien „weg“. „Hast du gewusst, dass die Wiese gemäht wird?“, wollten sie von Schulleiterin Ingrid Weinzierl wissen. Doch die konnte nur verneinen.

„Eine Klasse für sich und andere“

Schnell war klar: Die Mädchen und Buben wollten die Blumenwiese zurück – und setzten sich mit ihren Lehrkräften dafür beim Bürgermeister ein. Für dieses Engagement wurde die Grundschule Hofkirchen nun in München mit dem 1. Preis im Wettbewerb „Eine Klasse für sich und andere“ ausgezeichnet. Ausgelobt wird der Preis vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, der Stiftung Gute Tat München und der Castringius Kinder- und Jugendstiftung. Aus 50 Einsendungen aus dem ganzen Land wählte eine Fachjury die besten Engagement-Projekte aus, dotiert ist der Preis mit 1000 Euro. Ziel ist es, Schüler jeglicher Schularten auszuzeichnen, die sich für demokratische Prozesse engagieren.

„Das ist eine äußerst wichtige Auszeichnung, die mir sehr viel bedeutet“, sagt Schulleiterin Ingrid Weinzierl. Dabei hatte sie den Wettbewerb gar nicht auf dem Schirm gehabt. Erst, als ihr im Sommer die Ausschreibung zuging, beschloss sie, sich mit der Schüler-Aktion für die Blumenwiese zu bewerben.

Schülerkonferenz einberufen

Nachdem die Wiese gemäht worden war, hatte das Lehrerkollegium die Betroffenheit der Schüler zum Anlass genommen, eine Schülerkonferenz einzuberufen. Dort wurde entschieden, einen Brief an den Bürgermeister zu schreiben und ihn in Sachen Artenschutz und Biodiversität um Hilfe zu bitten.

Mahd war „ein Versehen“

Zusammen brachten Kinder und Lehrkräfte das Schreiben ins Rathaus und trugen Josef Kufner ihr Anliegen vor. Über diese kleine „Demonstration“ informierte die Schule den VA, der darüber berichtete. Dass die Wiese gemäht worden war, sei ein Versehen gewesen, erklärte der Bürgermeister und ließ sich eine kleine Entschädigung einfallen. Das Wichtigste war: Die Wiese konnte wieder ungezähmt wachsen und blühen. Von der Gemeinde wird sie jetzt nicht mehr gemäht.

Leserbrief an die Zeitung

In einem Leserbrief aber bekam die Schule Gegenwind. Der Verfasser kritisierte, über die Gestaltung der Gemeindeflächen würden allein die gewählten Vertreter der Gemeinde entscheiden. Öffentlichkeitswirksam vermeintliche Fehler der Gemeinde zu kritisieren und Schulkinder während der Schulzeit zu Demonstrationen anzustiften, gehe zu weit (…).

„Wirksame Form des Engagements“

Da war die Jury des Preises für bürgerschaftliches Engagement unter der Schirmherrschaft von Kultusministerin Anna Stolz anderer Meinung: Das Projekt „Wir wollen unsere Blumenwiese zurück“ punktete eben, weil die Grundschüler sich öffentlich für ein Thema eingesetzt haben, „das sie selbst für bedeutsam erachten“. In direkter Betroffenheit über die abgemähte Blühwiese nähmen sie ihre demokratischen Rechte in Anspruch und fänden eine wirksame Form des Engagements, so die Begründung. Dies bestätigt Bürgermeister Josef Kufner gegenüber dem VA: Die Kinder hätten den demokratischen Gedanken aufgegriffen, seien begleitet worden, und das habe in der Sache zum richtigen Ergebnis geführt.

Reise nach München

Am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, war es dann soweit: 50 Kinder und einige Begleiter machten sich auf den Weg in die Landeshauptstadt. „Sie haben sich sehr gefreut und waren schon im Bus sehr aufgeregt“, erzählt Ingrid Weinzierl. Bei dem Festakt im Saal des Ausbildungshotels St. Theresia des Kolpingwerks sei die freudige Anspannung aller förmlich greifbar gewesen.

200 Schüler aus ganz Bayern

Auf der Bühne wechselten sich Reden, Preisverleihungen, Musikstücke und Kurzinterviews mit Schülern ab. Jedes Projekt wurde mit einem emotionalen Film vorgestellt – und 200 Schüler und Lehrer aus ganz Bayern sangen spontan ein Ständchen für das Hofkirchener Geburtstagskind Julia. MdL Gabi Schmidt, Ehrenamtsbeauftragte des Freistaates Bayern und selbst Kräuterpädagogin, kündigte für Sommer 2025 ihren Besuch in der Grundschule Hofkirchen an.

Schulamt gratuliert

Diese teilt sich den 1. Preis mit dem Laurentius-Gymnasium Neuendettelsau, das eine Demo für Demokratie organisiert hatte. Der 2. Preis ging an die Staatliche Fachoberschule Nürnberg für das Projekt „The Future ist female“. Den 3. Preis erhielt die Mittelschule Puchheim für ein Projekt mit Senioren. Mit der Grundschule Hofkirchen freut sich das Schulamt Passau: „Demokratie ist wichtiger denn je. Herzlichen Glückwunsch für die tolle Aktion“, schrieb Schulrat Thomas Knab.

Schulleiterin begeistert

„Eine größere Auszeichnung gibt es nicht“, findet Schulleiterin Ingrid Weinzierl, die auch 2. Vorsitzende des Gartenbauvereins ist. Das gerade Erlebte ist ihr eine wunderbare Bestätigung für die jahrelange Umweltbildung und Achtsamkeit im Umgang mit der Natur, für die sie leidenschaftlich brennt.

Die nächste Schülerbeteiligung ist bereits geplant: Jedes Mädchen und jeder Bub darf per Zettel einen Vorschlag dafür einreichen, was mit den 1000 Euro Preisgeld passieren soll. Viertklässlerin Huda Saaidi hat schon eine Idee: „Wir könnten einen weiteren Ausflug machen, was die Blumenwiese angeht.“


Freuen sich über die Urkunde: Elena Saaidi (v.l.), Schulleiterin Ingrid Weinzierl, Leon Daniels, Jonas Duschl (2. Klasse) mit Huda Saaidi (4. Kl.) und Lehrerin Andrea Mader vor der Wiese an der Turnhalle. − Foto: Kuhnt

Quelle: pnp.de —−Simone Kuhnt

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