Wie geht’s dem Mittelstand?
Info-Besuch: Walter Taubeneder (r.) bei Günter Troiber. −F.: Weishäupl
Hofkirchen
„Die Pandemie traf uns aus heiterem Himmel“ – mit diesem Satz beschreibt Gün-ter Troiber die Entwicklungen im Frühjahr. Dem Lebensmittelfachgroßhändler brachen durch den Lockdown von einem Tag auf den anderen fast alle Absatzmärkte weg. „Als Vertreiber frischer und damit auch verderblicher Waren konnten wir unsere Produkte nicht nur nicht mehr verkaufen, wir musste viele auch vernichten und entsorgen“, berichtet der Geschäftsmann MdL Walter Taubeneder. Der wollte wissen, wie es im sechsten Monat der Pandemie dem Mittelstand geht.
Als größter Lebensmittelfachgroßhändler der Region beliefert die Xaver Troiber e.K. neben der Hotellerie und Gastronomie auch die Betreiber von Kantinen, Sozialverpflegungseinrichtungen, die Binnenkreuzfahrt, die Veranstaltungsbranche, Bäckereien und Metzgereien. „Unsere Hauptabnehmer agieren in genau den Branchen, die von Corona besonders betroffen sind“, machte Günter Troiber klar. Und: „Gemeinsam mit unseren Kunden haben auch wir uns binnen kürzester Zeit in ernsthaften Problemen wiedergefunden.“ Im April und Mai seien die Umsätze um rund 90 Prozent zurückgegangen. „Auch im August fehlt die Hälfte des Umsatzes“, erklärt der Geschäftsführer. Dies sei umso problematischer, als das Unternehmen kurz vorher groß investiert hat mit dem Bau einer neuen Lagerhalle und der Erweiterung des Fuhrparks. „Das war alles auf eine absehbar positive Geschäftsentwicklung hin ausgerichtet. Stattdessen werden wir 2020 erstmals einen Bilanzverlust verkraften müssen wegen einer gänzlich unvorhersehbaren Notlage“, ist Günter Troiber überzeugt.
Da die Xaver Troiber e.K. mit ihren derzeit 510 Mitarbeitern deutlich über dem definierten Grenzwert von 250 Beschäftigten liegt, erhielt der Betrieb auch keine staatlichen Unterstützungsleistungen im Rahmen der Soforthilfen. Auch die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer nutze dem Lebensmittelfachgroßhändler nicht. Lediglich die Möglichkeit der Kurzarbeit habe sich in seinem Geschäftsfeld als hilfreich erwiesen.
Walter Taubeneder begrüßte in diesem Zusammenhang die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis Ende 2021. „Wir müssen die Maßnahmen verlängern, die es braucht, um die wirtschaftliche Herausforderung durch Corona zu bewältigen“, erklärte er.
Troiber setzt indes auf eine Stabilisierung der Tourismusbranche in der Region. Zwar laufe die Binnenkreuzfahrt mangels amerikanischer und australischer Gäste nur sehr schleppend an, die Hotels und Pensionen im Bayerischen Wald dagegen seien ausgebucht und auch im Bäderdreieck stabilisierten sich die Besucherzahlen. „Das ist zwar zu wenig, um die Verluste der ersten Jahreshälfte auszugleichen, aber es ist zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung“, so der Unternehmer.
„Mittel- und langfristig könnte die Region sogar vom Corona-bedingten Trend zum Urlaub im eigenen Land profitieren“, überlegt der Abgeordnete. Unabhängig davon aber hoffe man auf eine rasche Beruhigung der pandemischen Lage. − va
Quelle: pluspnp.de —− va
Mehr im Vilshofener Anzeiger vom 05.09.2020 oder unter PNP Plus nach einer kurzen Registrierung