Trotz „Bomben-Sechser“ Karriere gemacht


Man muss kein Muster-Schüler sein, um es im Leben zu etwas zu bringen – das wissen auch die Bürgermeister aus eigener Erfahrung. −F.: dpa

 

Hofkirchen

Den einen ist heute wohl ein wenig mulmig zumute, die anderen können es kaum erwarten: An den Schulen gibt’s morgen die Zwischenzeugnisse. Aus diesem Anlass hat der Vilshofener Anzeiger bei den Bürgermeistern nachgefragt, welche Erinnerungen sie an ihre Zeugnis-Tage haben.

Überraschungen im Zeugnis gab es bei Ortenburgs Bürgermeister Stefan Lang als er noch Schüler war keine. „Ich habe vorher schon immer ausgerechnet, welche Note im Zeugnis steht“, erinnert er sich. Natürlich habe es hier und da mal Zeiten gegeben, „wo man nicht so strebsam war“, aber: „Zu bestimmten Zeiten wusste man, jetzt muss man Gas geben.“ Den Schülern von heute rät er: „Macht euch nicht so viel Druck.“

Eine besondere Note fällt Karl Obermeier, Bürgermeister von Aidenbach, nicht ein, wohl aber ein Erlebnis: „Einmal haben’s mich beim Spicken erwischt. Da hab’ ich mich geärgert, dass ich mich hab’ erwischen lassen“, sagt er und lacht. Den Schülern wünscht Karl Obermeier, dass sie trotz Corona motiviert ins zweite Halbjahr starten. „Und spicken sollen sie nicht – oder sich zumindest nicht erwischen lassen“, fügt er scherzend hinzu.

„Ich war ganz gut in mathematischen Fächern“, erinnert sich Florian Gams. Meistens stand da ein Zweier oder sogar ein Einser im Zeugnis. „Aber Sprachen sind überhaupt nicht meins“, gesteht der Bürgermeister von Vilshofen. Der ehemalige Schüler vom Gymnasium Vilshofen hat in der 11. Klasse in Latein im Zwischenzeugnis gerade noch eine Vier geschafft, im Jahreszeugnis war es dann eine Fünf, verrät er. „Deshalb habe ich jetzt auch kein großes Latinum.“ An einen Fünfer in Englisch in der siebten Klasse kann er sich auch noch erinnern. Aber: „Das Wichtigste fürs Zeugnis: Es blieb immer nur bei einem Fünfer“, sagt der Bürgermeister schmunzelnd. Und den Schnitt konnte er durch seine guten Noten in Mathe, Physik und Co. wieder wettmachen. „Schlechte Noten können passieren“, meint Florian Gams heute. Man dürfe sich nur nicht davon entmutigen lassen. Schülern rät er: „Besinnt euch auf eure Stärken und bleibt dran.“

Auch Walter Bauer, Bürgermeister in Eging, plaudert aus dem Nähkästchen. „Meine Frau fragt mich beim Tanzen immer: Wie hast du in Musik so schlecht sein können?“ Walter Bauer hatte in der Grundschule in Musik jedes Jahr eine Vier im Zeugnis. Wenn der Bürgermeister mit seiner Frau das Tanzbein schwingt – ein Hobby der beiden – fühlt er den Rhythmus, in der Schule war das noch anders. „Ich habe mir immer die Triangel geschnappt“, erzählt er. Notenlesen war auch nicht seins, verrät er. „Und beim Singen habe ich eine Brummstimme.“ Was ihm liegt ist Rechnen. In den Fächern „Kaufmännisches Rechnen“ und „Buchführung“ habe der ehemalige Schüler der Wirtschaftsschule Passau stets gut abgeschnitten. „Das waren meine Lieblingsfächer.“ Schülern gibt er heute mit auf den Weg: „Macht euch nicht auf Zahlen fest. Man kann die Noten ja wieder ausbessern.“

An einen „Bomben-Sechser“ erinnert sich Hofkirchens Bürgermeister Josef Kufner noch gut. Das war in der 3. Klasse der Grundschule in Garham in Heimat- und Sachkunde. In der Schulaufgabe ging’s um Eichhörnchen. „Eigentlich hatte ich vor der Probe damals kein schlechtes Gefühl, aber dann hab ich sie doch komplett in den Sand gesetzt“, gesteht der 40-Jährige. Wo die Gründe für diesen „Ausrutscher im Notenbild“ ohne weitreichende Folgen lagen, weiß Kufner nicht mehr. In der 5. und 6. Klasse der Hauptschule in Garham sei er dann ein Durchschnittsschüler gewesen – mit einer leichten Schwäche in Mathematik. Damals war es kaum vorstellbar, dass er jetzt im Rathaus so viel mit Zahlen zu tun hat. „Eigentlich eine gute Geschichte“, so der CSU-Mann.

Streber? Durchschnitt? Oder Glückskind in Sachen Schulnoten? „Ich war kein schlechter Schüler, aber auch kein Überflieger“, fasst Harald Mayrhofer zusammen. Also ein Dreier-Schnitt? „Nein, eine Zwei stand schon vor dem Komma“, korrigiert er. Das habe er vor allem der Tatsache zu verdanken, dass mehr als nur naturwissenschaftliche Fächer bewertet wurden. „In Chemie und Physik hab ich meine Vierer gehabt. Aber die kaufmännischen Fächer wie Buchführung, Wirtschaftslehre und Rechnungswesen haben’s immer rausgerissen“, schmunzelt der Bürgermeister von Aldersbach. Seine Erfahrung, die sich rückblickend bestätigt hat: Noten machen nicht den Menschen aus und haben – zumindest in seinem Fall – auch keinen Einfluss darauf, ob man in seinem Beruf glücklich ist. Bevor Harald Mayrhofer Bürgermeister wurde, arbeitete er beim Zoll.

„Er ist ein aufmerksamer Schüler, könnte aber mehr leisten“ – diese Bemerkung stand in fast jedem Zeugnis von Michael Diewald während seiner Volksschulzeit. Auch seine Schrift, die damals immer noch streng benotet wurde, war nicht die beste und mit Abstand seine schlechteste Zeugnisnote. „Meine Schrift ist heute noch nicht sehr gut“, bestätigt Michael Diewald lachend, „aber zum Glück kommt es darauf nicht mehr an“. Interessiert haben ihn vor allem die Fächer Rechnen (heute Mathe) und Erdkunde. „Noten sind wichtig“, betont Michael Diewald, aber sie sind nicht alles. Viel wichtiger sei, interessiert zu bleiben, sich weiterzuentwickeln, neue Herausforderungen anzunehmen und sich den jeweiligen Anforderungen unvoreingenommen zu stellen.

An ein bestimmtes Ereignis am Zeugnistag kann sich Franz Langer, Bürgermeister von Windorf, nicht erinnern. Nach der Grundschule ging er aufs Gymnasium Schweiklberg. „In Singen und Sport war ich sehr gut“, weiß er noch. Zweimal durfte er sogar ein Solo bei der Weihnachtsmesse singen. Und manchmal müsse man auch durch Sachen durch, die keinen Spaß machten: Viel lieber hätte Franz Langer nämlich Gitarre statt Geige gelernt. Das gibt er den Schülern heute mit auf den Weg: „Wegen eines schlechten Zeugnisses bricht die Welt nicht zusammen. Man kann trotzdem alle Ziele mit Fleiß erreichen. Die Welt steht einem offen.“ Und was er auch längst verstanden hat: „Leben kann man nur vorwärts, das Leben verstehen nur rückwärts.“

ZEUGNIS-TELEFON

Wenn das Zeugnis heute anders als erwartet oder erhofft ausgefallen ist, kann Hilfe wichtig sein. Deshalb bieten die Schulpsychologen einen verstärkten Beratungs- und Telefonservice für Schüler und Eltern jeweils am Montag, 21. Februar, an: Für Grund- und Mittelschulen von 11 bis 13 Uhr,  Telefonnummer 0851/7562640, für Realschulen von 9.40 bis 11 Uhr,  Telefonnummer 0851/ 37932245, und für Gymnasien von 11 bis 13 Uhr,  Telefonnummer 0171/ 4218329.

 

Quelle: pluspnp.de   —

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