Florian Gams vor der Tafel, die das Unternehmen GSI schon vor über einem Jahr aufstellte. Ob sich die Pläne noch umsetzen lassen, wird sich in der nächsten Stadtratssitzung entscheiden. Das Bild entstand im Frühjahr, heute steht Mais auf dem Acker. − Foto: Rücker
Vilshofen. Bürgermeister Florian Gams lässt sich von seinem Ziel, das Gewerbegebiet in Albersdorf zu erweitern, nicht abbringen. Trotz der 568 Einwendungen, trotz des Erfolgs einiger Albersdorfer vor dem Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags, trotz der Ankündigung der CSU-Stadtratsfraktion, das Projekt zu begraben, startet Gams (SPD) einen neuen Anlauf. Am Donnerstag nächster Woche (16. August) geht er mit einem neuen Beschlussvorschlag in den Stadtrat.
Gams nimmt dabei die Kritikpunkte und Einwände der Bürger und Gegner der Erweiterung auf und reagiert darauf.
Einwand: Die Stadt nimmt nur eine kleingliedrige Erweiterung des Gewerbegebiets vor. Das widerspricht dem Landesentwicklungsplan, der solche Einzellösungen nicht vorsieht.
Reaktion: Der Flächennutzungsplan wird überarbeitet. Als Fläche für ein Gewerbegebiet wird der Bereich zwischen der Straße nach Dobl und dem Waldstück in Richtung Pirka festgelegt, auch wenn die Grundstücke der Stadt nicht zur Verfügung stehen. Die Fläche rechts neben der Straße, die dem Dorf Dobl zugewandt ist, ist für eine erneute Erweiterung des Gewerbegebietes tabu. Der Bebauungsplan wird nur für das Aicher-Grundstück erstellt.
Einwand: Im geplanten Industrie- und Gewerbegebiet sind die Lärmschutzwerte großzügig ausgelegt.
Reaktion: Es erfolgt eine Ausweisung nur als Gewerbegebiet. Das Industriegebiet wird gestrichen. Im Bebauungsplan werden Grenzwerte für Lärm festgelegt. Es gelten zusätzlich reduzierte Lärmwerte.
Einwand: Der Bau einer Asphaltaufbereitungsanlage mindert die Wohnqualität und beeinflusst das Landschaftsbild negativ.
Reaktion: Jegliche Asphalt-Bearbeitung wird untersagt. Die maximale Höhe der Gebäude darf 13,5 Meter nicht überschreiten (mit Asphaltaufbereitungsanlage wären es 17 Meter gewesen).
Einwand: Möglicherweise wird Braunkohlestaub als Heizmittel verwendet.
Reaktion: Welches Heizmaterial im Gewerbegebiet verwendet werden darf, wird in den Bestimmungen festgelegt. Braunkohlestaub ist tabu.
Einwand: Es gibt keine Lösung für das Oberflächenwasser, unter anderem, weil sich kein Grundstück für ein Regenrückhaltebecken findet.
Reaktion: Ableitung des Oberflächenwassers in die bestehende Anlage auf der anderen Seite (Bau einer Leitung unter der Staatsstraße hindurch) oder eine neue Lösung für ein Regenrückhaltebecken.
Einwand: Die Stadt erwägt Enteignungen.
Reaktion: Der Stadtrat schließt Enteignungen von Grundstücken aus.
Einwand: Tiere wie Lerchen, Kiewitze oder Salamander werden nicht geschützt.
Reaktion: Auf die Forderungen der artenschutzrechtlichen Prüfung wird eingegangen. Es werden Ausgleichsmaßnahmen geschaffen. Ausgleichsflächen rechts der Straße nach Dobl sind zudem ein Garant dafür, dass es dort zu keiner Bebauung kommt.
Gams zeigt sich einsichtig: „Die Ängste der Bürger sind absolut nachvollziehbar. Der Stadtrat tut gut daran, darauf zu reagieren und das Projekt nicht durchpeitschen zu wollen.“ Die Interessensgemeinschaft habe sehr viel erreicht, die Einwände der 568 Bürger würden „weitesgehend berücksichtigt“. Allerdings sei es auch im Interesse der Stadt, eine „maßvolle, nachhaltige Entwicklung“ möglich zu machen.
Ungewöhnlicher Schritt: 24-Stunden-SprechstundeFlorian Gams will die Veränderungen mit den Bürgern besprechen – allerdings nicht bei einer Versammlung mit einigen Wortführern, sondern in Einzelgesprächen. Um das zu erreichen, greift er zu einem ungewöhnlichen Mittel: Er stellt auf dem Gelände einen Bauwagen auf, in dem er 24 Stunden am Stück sitzen wird. An diesem Freitag (10. August) von 14 Uhr durchgehend bis zum Samstag (11. August) um 14 Uhr. Warum diese ungewöhnliche Aktion? „Niemand soll sagen können, er habe keine Zeit gefunden.“ 22 Uhr am Abend? „Kein Problem.“ 5 Uhr in der Früh? „Kein Problem.“
Gams will jedem die Möglichkeit eröffnen, sich mit den Veränderungen auseinander zu setzen. „Vielleicht ergeben sich auch neue Aspekte. Die lassen sich dann prüfen oder berücksichtigen“, sagt Gams.
Zwei Wünsche hat er: Den Termin-Zeitpunkt mit dem Vorzimmer absprechen („damit ich mal im Auto schlafen oder aufs Klo gehen kann“). Und dann würde er sich über einen Kaffee mit Semmel freuen. „Kein Bier! Für mich ist das Arbeitszeit.“