2006 nimmt der Schützenverein die Vogelgrippe aufs Korn
Hofkirchen.
Da hat er etwas losgetreten, der Gesangsverein Hofkirchen. Die Sänger zogen nämlich in den frühen 1960er Jahren mit einem Musikwagen durch die Straßen Hofkirchens, um den Kartenverkauf für den Sängerball in der Faschingszeit anzukurbeln. Aus dieser Tradition entstand der Faschingsumzug in Hofkirchen, den Franz Roßgoderer 1969 erstmals aus der Taufe hob und den die Bevölkerung begeistert aufnahm.
Ein paar hundert Frauen, Männer und Kinder säumten damals die Straße. Wer hätte gedacht, dass 50 Jahre später über zehntausend Faschingsnärrrische den Markt belagern werden und den rund 850 Personen applaudieren, die von 25 Faschingswägen herab grüßen oder in Fußgruppen schunkeln und vorwärtstreiben?
Der Ruhm des Hofkirchner Gaudiwurms strahlt in die ganze Region aus und erfüllt die Hofkirchner mit Stolz, allen voran den Präsidenten der Hofnarria, Christian Pauli. „Das funktioniert bei uns so gut, weil alle zusammenhelfen“, betont er. Ohne die 120 Freiwilligen, die heuer am 3. März beim Umzug mitanpacken, wäre dies niemals zu schaffen. Und für die vielen Vereine aus Hofkirchen sowie aus den eingemeindeten kleineren Weilern und Dörfern ist es Ehrensache, sich jedes Jahr etwas Neues auszudenken: Sambagruppen und Schlümpfe, Indianer und Piratenschiffe – alles schon dagewesen.
Und so wird sich heuer zum 50. Mal der Gaudiwurm durch Hofkirchen schlängeln. Er soll die Menschen zum fröhlichen Feiern animieren, zum Lachen und zu Geselligkeit. „Die sollen rauskommen aus dem Alltag“, sagt Christian Pauli, und gerade deshalb schätzt er es sehr, wenn keine politischen Themen aufgegriffen werden. Die kleinen Scharmützel am Rande dürfen freilich schon sein: ein freundlicher Seitenhieb auf regionale Eigenheiten ist natürlich erlaubt, meint der Präsident und grinst. Und auch Präsident Donald Trump bekam mit einem nachgebauten Trump-Tower von den Schützen schon mal sein Fett weg. Überhaupt ist Kreativität Trumpf, allerorten wird bereits gehämmert und gesägt. Sechs Wochen lang bastelt auch das Hofnarria-Komitee an seinen Wagen hin, den eine neue Hofburg zieren wird.
Was hat sich verändert in all den Jahren? Mit Prinzengarde, Männerballett und Damenriege ist man vor 50 Jahren gestartet, heute gibt es sieben Garden. Allein 82 Kinder und Jugendliche tanzen in den Nachwuchsgarden. Und im traditionellen Männerballett– es gibt mittlerweile zwei – wiegen sich Gründungsmitglieder, die an die 80 Jahre alt sind.
Mit der Fantasie aller Beteiligten wuchs auch der Arbeitsaufwand beträchtlich. Die Sicherheitsvorkehrungen sind gewaltig gestiegen. Bereits ab September planen Hofnarria, Polizei, Feuerwehr und BRK im Detail, was zu beachten ist. Auch eine professionelle Security ist im Einsatz. Sichtbare Spuren hat der Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 hinterlassen: Alle drei Zugänge zu Hofkirchen werden mit den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr abgesperrt – da kommt keiner durch.
Sonne, Regen und Schneegestöber: Alles war schon da und hat der Veranstaltung keinen Abbruch getan. Die Feierfreudigkeit ist gestiegen, beim Markttreiben und bei der Aftershowparty im Sportheim. „Ich bin immer wieder überrascht, wie lange die Jugendlichen, die den ganzen Tag schon auf den Beinen sind, durchhalten können“, sagt Christian Pauli. Er freut sich aber auch über wackere Altgediente wie den Kreilinger Karl, der früher Brezen an der Stange oder Faschingskrapfen mit Peperoni gefüllt verteilt hat und heute noch auf dem Komitee-Wagen mitfährt.
Für Christian Pauli ist es heuer der letzte Faschingsumzug in herausragender Position. Im Mai wird er die Verantwortung abgeben an Stephan Dauscha, der dann die Präsidentenmütze tragen wird. „Ich freue mich drauf“, sagt Pauli, auf den neue Herausforderungen warten. Für die Kommunalwahl 2020 hat er bereits seinen Hut in den Ring geworfen und kandidiert als Bürgermeister.
Quelle: PNP.de –Gesine Hirtler-Rieger