Als die Grundschule Garham 2018 als „Umweltschule in Europa – Internationale Nachhaltigkeitsschule“ ausgezeichnet wurde, war dies für die Schulfamilie nicht nur eine erfreuliche Angelegenheit, sondern auch wegweisend für die Zukunft. Den Umweltgedanken wollte man weiterhin nachhaltig verfolgen und als wichtigen pädagogischen Auftrag zu betrachten.
„Umgang mit Plastik“ war eines der neuen Jahresthemen. Das Lehrer-Kollegium beschloss, den Gebrauch von Plastiktaschen zu reduzieren, am besten ganz zu vermeiden. Industriell gefertigte Jutetaschen kamen für die Grundschule nicht in Frage, denn man wollte verstärkt Ressourcenschonung in dem Projekt verwirklichen.
„Upcycling Bags“ hieß letztendlich die Devise. Altes nicht wegwerfen, sondern behalten, aber neu gestalten. Das war das Ziel. „Es liegen so viele alte Betttücher, Tischdecken oder Gardinen in Speicher oder in alten Schränken herum. Warum nicht dieses vorhandene Material zu neuem Leben erwecken?“, war der Gedanke von Schulleiterin Astrid Pritz.
„Upcycling hat in vielerlei Hinsicht praktische lebensweltliche Relevanz“, erklärt sie das Projekt, „und ist ein idealer Aufhänger, um Nachhaltigkeit und das Entwickeln von Alternativen zu unreflektiertem Konsum den Schülern näher zu bringen.“ Im Frühjahr konnte Elternsprecherin Anriett Kufner in Kooperation mit der Schulleitung nähkundige Mütter und Großmütter dafür gewinnen. Alte Leintücher und Jeans wurden von den Eltern angeliefert.
Nach Gründung einer „Näh-AG“ fanden private Nähmaschinen ihren Weg in die Schule und die Taschenschneiderinnen kreierten Prototypen. Jede Tasche sollte ein Unikat werden. Vielfalt war angesagt. So wie jedes Kind einzigartig ist, sollten auch die Taschen in ihrem Design möglichst unterschiedlich ausfallen.
Die Näh-AG entwarf zunächst Schultertaschen mit einem langen Henkel und Tragetaschen mit zwei kurzen Henkeln, man verzierte die Taschen mit Jeansresten oder Knöpfen in den Schulfarben. An mehreren Vormittagen traf sich die Näh-AG an der Grundschule. Im Rahmen des Handarbeitsunterricht beteiligten sich auch die Viertklässler an dem Projekt, in dem sie die Stoffe nach Maß zuschnitten und bügelten. Hierbei standen die Näherinnen und Fachoberlehrerin Bärbel Jakschic, die das Projekt federführend begleitete, den Schülern mit Rat und Tat zur Seite. Das sechsköpfige Nähteam produzierte an die 70 Stück „Upcycling- bags“, vorerst noch leere „Rohlinge“.
Im nächsten Schritt durfte sich jedes Kind seine Lieblingstasche aussuchen und nach eigener Vorstellung farblich gestalten. Dazu wurde eine Farbschleudermaschine eingesetzt. Im Rahmen des Kunstunterrichts durften die Schulkinder ihre Tasche farblich gestalten und mit dem eigenen und dem Schulnamen personifizieren.
Das Ergebnis ließ sich sehen. Mit einem bunten Potpourri an Upcycling-bags wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Plastiktasche ade heißt es nun an der Garhamer Grundschule. „Ich nehme die Tasche zum Einkaufen her“ , nimmt sich Laura aus der 4. Klasse vor. Andere Kinder verwenden ihre Tasche zum Bücher- oder Materialtransport. Manche Kinder haben die Tasche klein gefaltet als Reserve sozusagen stets in der Schultasche griffbereit.
Man kam zu dem Schluss: Das Upcycling Projekt an der Grundschule Garham machte nicht nur Spaß, sondern hatte auch Sinn. Es war ein Weg der kreativen Art der Abfallvermeidung. Aus Rohstoffen, die bereits als nutzlos erachtet wurden, entstanden nützliche Produkte. Und jedes Schulkind weiß inzwischen, dass man beim Plastiksparen bei sich selbst beginnen kann (und muss). − va