Kunstmaler Stefan Bircheneder und Bandleader Bert Umminger mit Kulturpreis ausgezeichnet

Vilshofen / Garham

Der Verbund der acht Donaugemeinden – Buchhofen, Moos, Osterhofen, Künzing, Vilshofen, Windorf, Winzer und Hofkirchen – haben Bert Umminger aus Osterhofen, Dirigent und Arrangeur der Vilshofener „Jeremias Flickschuster Bigband“, sowie Stefan Bircheneder, fotorealistischer Objektmaler aus Kapfham in der Marktgemeinde Hofkirchen, zu den diesjährigen Trägern des von ihnen ausgelobten Kulturpreises gekürt.

Bei der Verleihungsfeier gab Umminger die damit verbundene Anerkennung an seine Musiker weiter, während Bircheneder – kurz vor dem 50. Geburtstag stehend – augenzwinkernd die Befürchtung äußerte, es könne auch „ein bisschen ein Alterspreis“ sein. Buchstäblich tonangebend war am Sonntagabend die vom Preisträger Umminger einmal mehr wunderbar geleitete Bigband.

Vilshofens Bürgermeister Florian Gams sprach den Zuhörern aus der Seele, als er von einem fulminanten Auftakt für einen Abend ganz im Zeiten der Kultur schwärmte. Zwei großen Persönlichkeiten werde der Preis – eine von dem Künstler Andreas Sobeck aus Deggendorf geschaffene Trophäe in Form eines Bootes auf einer Donauwelle – verliehen.

„Eine sehr gelungene Auswahl“

„Unsere Region ist reich an Kultur“, betonte Gams im Beisein weiterer Träger des Kulturpreises, der seit 2007 verliehen wird. Der Bürgermeister hielt es für gut, dass es so viele Mitbürger gebe, die sich im Kulturbereich engagierten. Damit werde der Boden bereitet, damit Kultur allen zugänglich sei. Gams‘ Dank galt vor allem dem Gremium des Gemeindeverbunds, das die diesjährigen Preisträger auserkoren habe – „eine sehr gelungene Auswahl“.

Als Vorsitzender des Kulturausschusses gab Hofkirchens Bürgermeister Josef Kufner zu bedenken, dass die Donau die acht Mitgliedsgemeinden verbinde, die sich als Zukunftsregion verstünden und sich ursprünglich zusammengetan hätten, um den umstrittenen Ausbau des Stroms für die Schifffahrt zu verhindern. „Es geht um unsere Heimat“, machte Kufner deutlich und schloss darin auch die Förderung des Kulturraums Donau ein, weshalb der Kulturpreis geschaffen worden sei. Die Kunst der beiden Preisträger 2024 „wird heute Abend für uns vertont und sichtbar“, fügte Kufner hinzu und schilderte seine persönlichen Eindrücke aus einem Besuch des Ateliers im Ortsteil Kapfham.

Bewunderung, Respekt, Faszination

Tief darauf eingegangen wurde von Laudator Florian Jung. Der Kulturreferent des Landkreises Deggendorf schickte seinen Ausführungen voraus, dass Bircheneders Werke „allseits mit Bewunderung, Respekt, Faszination wahrgenommen“ würden – und das auf unterschiedlichen Ebenen.

In der Jugend Kirchen und Schlösser besucht

In der Kindheit und Jugend habe der Künstler mit seiner Familie Kirchen und Schlösser in Niederbayern besucht, als Jugendlicher habe er ein Interesse an der Arbeit als Vergolder und Fassmaler entwickelt. Auf das Fachabitur im Bereich Gestaltung an der FOS in Straubing folgte eine Ausbildung zum Kirchenmaler und Restaurator. In diesem Beruf sei Bircheneder 20 Jahre lang tätig gewesen, ehe er im Jahr 2009 Fotos von den Außenanlagen im Regensburger Hafen gemacht und daraus Gemälde für eine Ausstellung aus der Serie „Hafenfenster“ erstellt habe.

Dem seit 2012 freischaffenden Künstler wird Malerei, die von der Wirklichkeit kaum zu unterscheiden ist, zugeschrieben. Er habe sich als Kirchenmaler den Umgang mit unterschiedlichen Farbsorten angeeignet und beherrsche Arbeitsschritte wie Lasurtechnik und Maserierung, ebenso das Spiel mit Licht und Schatten, die Präzision klarer Konturen, so der Laudator.

Auf dem Suche nach dem „Genius Loci“

„Lost Places“, also verlassene Räume, vorrangig stillgelegte Fabrikgebäude, spielen inzwischen die Hauptrolle in der Malerei des Künstlers, der so den Niedergang der Industriekultur in den Fokus rückt. Bircheneder sei auf der Suche nach dem „Genius Loci“, dem Geist und der Aura des Ortes.

Ausstellungen in Korea

Nicht unerwähnt blieben Bircheneders Erfolge bei Ausstellungen im In- und Ausland bis nach Korea und auf Kunstmessen, die Präsenz seiner Werke in renommierten Galerien sowie zahlreiche hochkarätige Preise und Stipendien. Er habe den Kulturpreis redlich verdient, denn er sei ein würdiger Vertreter der Kulturszene Ostbayerns und habe Spaß daran, die Betrachter seiner Gemälde mit den oft mehrdeutigen Titeln zu verunsichern.

Aktuell bis zum 3. November zu sehen gibt es eine Auswahl davon in der Kunstsammlung Ostbayern im sogenannten Spital in Hengersberg (Passauer Straße 38) im Rahmen der Sonderausstellung „Werksführung“ zu den Öffnungszeiten samstags und sonntags, jeweils von 14 bis 17 Uhr.

Eine Reihe von Anekdoten

Die jazzigen Töne sprachen für sich, was das Lebenswerk von Bandleader Bert Umminger betrifft. Doch einer seiner Ensemble-Musiker, Dr. Robert Metzler, wollte es dabei nicht bewenden lassen. Er würdigte den 1952 in Vilshofen am Stadtplatz geborenen Gymnasiallehrer für Physik und Mathe mit einer Reihe von Anekdoten.

Größter Fan und schärfste Kritikerin

Seine Frau Karin bezeichnete Robert Metzler als Ummingers größten Fan. Sie zähle aber ebenso zu dessen schärfsten Kritikern. Nicht nur einmal sei die Band durch meist altersbedingte Abgänge von Mitgliedern vor dem Aus gestanden, doch Umminger habe sie immer weitergeführt – auch dadurch, als Arrangeur seinen Akteuren die Noten buchstäblich auf den Leib zu schreiben.

Die Zuhörer erfuhren zwischen mehreren dargebotenen Stücken, dass es bei der Jeremias Flickschuster Bigband keine gekauften Noten gibt, sondern alle Arrangements von Umminger stammen, der über ein fundiertes und umfassendes Musikwissen verfügt. „Bert liebt es, seine Band zu überraschen“, bekundete Metzler – und sei es dadurch, ihr kurz vor der Probe frisch entstandene Notensätze aus seinem persönlichen Gedankenfundus zu präsentieren.

Horst Müller, Gründungsmitglieds der Vilshofener New Orleans City Stompers, wo Umminger einst auf Anregung seiner Mutter das Laufen im Jazz erlernt hatte, charakterisierte den Kulturpreisträger als einzigen Bandleader – verknüpft mit der Hoffnung und Bitte, dass Umminger noch viele Jahre so weitermacht.

Neben einem der außergewöhnlichen Lost-Places-Gemälde des Preisträgers Stefan Bircheneder demonstrierte Bert Umminger als Dirigent und Arrangeur der Jeremias Flickschuster Bigband, dass auch er völlig zurecht mit dem Kulturpreis der Donaugemeinden dekoriert worden ist.

 

 

 

Quelle: pnp.de —− Berhard Brunner

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