Hofkirchen. Eigentlich war Tempo 70 schon beschlossen, doch nach wie vor gilt 100 auf der Staatsstraße bei Hilgartsberg – und dann soll auch noch die 30er-Beschränkung im gerade erst dorferneuerten Ortsteil aufgehoben werden. „Ich frage mich schon, ob wir in Schilda wohnen“, kommentierte CSU-Fraktionschef Alois Kapfhammer am Dienstagabend das behördliche Hü und Hott in Sachen Tempolimit – eine von den Bürgern gewünschte und geforderte Sicherheitsmaßnahme.
Keine erfreulichen Nachrichten hatte Bürgermeister Willi Wagenpfeil (SPD) am Ende der Ratssitzung parat. Der Antrag auf Begrenzung der Geschwindigkeit auf der Schnellstraße im Bereich Hilgartsberg sei bei einer weiteren Verkehrsschau erneut abgelehnt worden, berichtete er. Kopfschütteln löste erst recht die Zusatz-Information Wagenpfeils in der Runde aus, dass diese Entscheidung sogar mit Auflagen verbunden sei – der Entfernung des Verkehrsspiegels im Bereich der Einmündung und die Aufhebung von Tempo 30 innerorts.
Der Bürgermeister räumte die Situation rund um das Sichtfeld in dem betreffenden Abschnitt als „problematisch“ ein. Es handle sich bei der Fläche um Privatbesitz. Der Bewuchs dort solle so freigeschnitten werden, wie es erforderlich sei, zitierte Wagenpfeil Feststellungen während des Ortstermins. Wäre diese Forderung erfüllt, stelle sich die Frage, ob ein Verkehrsspiegel dann dort noch sinnvoll sei. Wagenpfeil dachte laut darüber nach, diese Sichthilfe eventuell ein wenig nach hinten zu versetzen, denn dann stünde der Spiegel auf Gemeindegrund.
Wagenpfeil tat aber auch seine Absicht kund, die Sache „nicht auf die Spitze treiben“ zu wollen. Nichtsdestotrotz zeigte er sich absolut davon überzeugt, „70 Stundenkilometer wären aus vielen Gründen gerechtfertigt“. Als Knackpunkte führte der Bürgermeister die dort vorhandene Bushaltestelle und die beiden Ortseinfahrten an. Als „wirklich kurios“ empfand er die Tatsache, dass bei der vorletzten Verkehrsschau noch Einigkeit über Tempo 70 in dem Abschnitt bestanden habe. Vier Wochen später sei die Aufhebung durch die Polizeidirektion Straubing erfolgt. „Bis heute haben wir dafür keine Begründung vorliegen“, bedauerte Willi Wagenpfeil.
Unverständnis für dieses Hin und Her äußerte Marktrat Alfred Scherer (SPD) ebenso wie sein Kollege Alois Wenninger (CSU). Letztgenannter stellte die Idee in den Raum, in der Angelegenheit eine Petition beim Bayerischen Landtag einzureichen. Anscheinend müsse erst ein großer Unfall dort passieren. „Wir dürfen’s so weit nicht kommen lassen“, forderte Wenninger. In der Verantwortung, das Maximum zu versuchen, sah 2. Bürgermeister Georg Stelzer das Ratsgremium. Sein Appell: „Wir dürfen das nicht so hinnehmen.“ SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid Weinzierl mahnte an, zu berücksichtigen, dass immer mehr Schulkinder aus Hilgartsberg dort in die Schulbusse einstiegen.
Schließlich kündigte der Bürgermeister an, sich die Situation in Kürze noch einmal mit dem Bauausschuss anzuschauen. Voraussichtlicher Sitzungstermin dieses Untergremiums soll nach Wagenpfeils Worten in rund zwei Wochen sein.
Seinem Ärger machte Alois Kapfhammer nochmals Luft. Da gelte wegen der Gefahr, dass Steine von der Felswand fielen, von Weidenhof bis kurz vor Hilgartsberg Tempo 70, und dann dürfe wieder mit 100 Sachen gefahren werden. „Ich versteh’s wirklich nicht“, sagte der erfahrene Kommunalpolitiker konsterniert.