Intelligente Speicher für die Energiewende


Fenecon-Gründer und -Geschäftsführer Franz Josef Feilmeier inmitten ausgemusterter Batterien, die eigentlich für E-Autos gedacht waren und nun ein zweites Leben in einem Energiespeicher bekommen. −F.: ek

 

 

 

Deggendorf/Iggensbach.

Franz-Josef Feilmeier könnte Manager sein, vielleicht bei MAN, wo er während seines Studiums gearbeitet hat und sein Weg ihn bis nach China führte: „Da sah ich, wie weit die Elektromobilität schon ist“, sagt Feilmeier. Das war einer der Gründe, warum er heute zwar Manager ist, aber der seines eigenen Unternehmens. Das heißt „Fenecon“ („Feilmeier New Energy Consulting“), wurde 2011 gegründet, beschäftigt sich mit Speicherlösungen und hat mittlerweile rund 150 Beschäftigte.

Der Hauptsitz befindet sich in Deggendorf, produziert wird unter anderem in Künzing und am Freitag wird in Iggensbach Spatenstich für die „CarBatteryReFactory“ gefeiert – ein Großprojekt für über 30 Millionen Euro.

„Technologieklarheit statt Technologieoffenheit“

Für Feilmeier war eigentlich immer klar, dass er seine eigene Firma gründen will. „Irgendwas mit Speicher“, scherzt der heute 39-Jährige über die Anfänge im elterlichen Landhandel in der Nähe von Vilshofen, wo auf dem Acker neben dem Landhandel der erste Solarpark gebaut wurde. Das war interessant, aber „nur den Strom einfach ins Netz einzuspeisen, wenn die Sonne scheint – da ist die Energiewende noch nicht zu Ende gedacht“, erklärt der Unternehmer. Also tüftelten Vater Feilmeier und seine Söhne Franz-Josef und Stefan in der Garage an der Speichertechnik. Sie regelten die Speicher, die sie von einem Partner aus China kauften, so, dass die Solaranlagen auch viel größer als der Netzanschluss sein konnten und dennoch nie mehr als die Anschlussleistung eingespeist wurde.

2011 gründete Franz-Josef Feilmeier mit den gewonnenen Erkenntnissen um die Intelligenz im Stromnetz „Fenecon“ in Deggendorf. Der Standort mit Nähe zur Hochschule, wo er selbst Betriebswirtschaft studiert hatte, bot sich an und wird auch trotz Umzugs nach Iggensbach erhalten.

Schon im ersten Jahr nach dem Start wurde Fenecon mit dem Gründerpreis Niederbayern gefeiert. 2014 wurde in der väterlichen Garage der erste Serien-Gewerbespeicher mit dem Innenleben des chinesischen Partners und Produzenten BYD für den europäischen Markt aufgestellt. Mittlerweile baut Fenecon Speicher für den privaten Hausgebrauch ebenso wie für Gewerbekunden und sogar die Industrie.

Die Zukunft liegt für Franz-Josef Feilmeier in den regenerativen Energien, die eben sinnvoll gespeichert werden müssen. Fossile Techniken für Strom, Mobilität und Heizung sind seiner Meinung nach Auslaufmodelle: „Technologieklarheit statt Technologieoffenheit“, wünscht er sich. Das heißt: „Wer zu lange an traditionellen Modellen festhält oder auf aufwendige und teure Lösungen wie Wasserstoff wartet, verzögert Innovationen“, sagt Feilmeier inmitten Hunderter Batterien namhafter Autohersteller wie Audi, BMW, Mercedes oder Renault, die sich in der Produktionshalle in Künzing stapeln. Hier erzählt er eine Geschichte automobiler Qualitätsansprüche: Weil Hersteller ihre Elektroautos unter anderem wegen Chipmangels nicht in der Menge wie geplant bauen können, bleiben die Batterien zu lange liegen – und würden nach gewisser Zeit geschreddert. Zu Hunderten. Jetzt bekommen sie ein längeres „zweites Leben“ im Fenecon Speicher.

Das Produkt speichert nicht nur, es muss, um wirtschaftlich zu arbeiten, auch gezielt befüllt, die einzelnen Module aufeinander abgestimmt und entsprechend wieder entladen werden. Das zu programmieren, ist Sache von Stefan Feilmeier, jüngerer Bruder des Gründers und verantwortlich für den Fenecon-Software-Bereich. Mit dem FEMS steht eine Steuerung zur Verfügung, die Fenecon als „Open Source“ öffentlich der Schwarmintelligenz ins Netz gestellt hat. Kostenlos also.

Sind das Spinner oder Idealisten, die ihr wertvolles Wissen verschenken? Franz-Josef Feilmeier grinst: „Die Sache ist ganz einfach. Wenn jeder Hersteller etwas entwickeln will, sitzen alle in ihren Kämmerlein und programmieren vor sich hin – und am Ende haben alle mehr oder weniger dasselbe erfunden.“ Nun ist das Fenecon-Wissen in der Welt und kann genutzt und weiterentwickelt werden. Aber alle, die sich der Programme bedienen, wissen, wer‘s erfunden hat, „also haben wir am Ende auch wieder etwas davon“, erklärt der Unternehmer, wie Offenheit Bekanntheitsgrad und Expertise gebracht hat.

Dann stellt sich die Frage, warum wenigstens in privaten Haushalten nicht längst diese Form der Speichertechnologie selbstverständlich ist: „Weil Strom und Gas günstig waren“, weiß der Unternehmer und bedauert die lange Verzögerung für die Unternehmensentwicklung nicht: „So hatten wir viel Zeit – auch für große und kleine Fehler. Die gab es natürlich“, erzählt er. Jetzt, da die Energiewende schnell kommen muss, sieht er sein Unternehmen gut aufgestellt.

EU und Freistaat fördern innovative Fabrik

Am Freitag wird in Iggensbach Spatenstich für die CarBatteryReFactory mit neuem Hauptsitz von Fenecon gefeiert. Künftig werden hier nicht nur Auto-Batterien ein zweites Leben bekommen, sondern auch Energiemanagementsysteme gefertigt. Ein Großprojekt: Im ersten Bauabschnitt werden rund 22 Millionen Euro investiert, im zweiten weitere zehn Millionen. Die EU fördert die innovative Fabrik mit 4,5 Millionen Euro, 3,5 Millionen kommen aus dem bayerischen Transformationsfonds. Privatpersonen können sich über Crowdinvesting mit der GLS-Bank beteiligen. Wenn alles gut geht, findet der Umzug Ende 2023 statt.

Interessenten und Anwohnern stellt Feilmeier am Tag des Spatenstichs, Freitag, 18. November, um 17 Uhr im Gasthof Linsmeier in Iggensbach das Projekt und seine Vision „100 Prozent Energiewende“ vor. Weitere Infos: www.fenecon.de 

 

Quelle: plus.pnp.de —Regina Ehm-Klier

 

 

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