Bei der zentralen Gedenkveranstaltung des Landkreises Passau zum Volkstrauertag gedachten Hunderte auf dem Soldatenfriedhof Hofkirchen der Opfer von Kriegen, von Terror und Vertreibung. Landrat Franz Meyer stellte in seiner letzten offiziellen Gedenkrede an diesem Ort heraus, dass nach den Gräueln der Kriege jetzt in Europa aus Feinden Freunde geworden seien.
Ein langer Zug hatte sich in der Ortsmitte von Hofkirchen in Bewegung gesetzt, angeführt von der Knappenkapelle Kropfmühl und einer Abordnung der Bundeswehr, mit dabei die Ehrengäste, Abordnungen der Krieger- und Soldatenverbände und eine große Zahl von Bürgern, die einfach nur gekommen waren, um die Bedeutung dieser Veranstaltung zu unterstreichen. Sie alle haben die rund 1000 Meter Weg, zuletzt bergauf, nicht gescheut.
Nach passenden Gebeten der Geistlichen und den „irischen Segenswünschen“, die vom Männerchor „Harmonie“ aus Vilshofen gesungen wurden, begrüßte Landrat Franz Meyer eine Vielzahl besonderer Gäste, darunter die Pfarrer Gotthard Weiß und Alexander Schlierf, MdB Thomas Erndl, Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer, die parlamentarische Staatssekretärin, MdB Rita Hagl-Kehl, Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf, den stellvertretenden Landrat von Deggendorf Roman Fischer sowie eine Reihe von Bürgermeistern, allen voran der örtliche Willi Wagenpfeil sowie Kreisräte.
„Zu Recht haben Vertreter unserer Veteranen- und Soldaten-Vereine, des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge und viele andere in den letzten Jahren beklagt, dass sich breite Teile unserer Gesellschaft immer mehr aus dem Gedenken an Krieg und Gewalt verabschieden“, bedauerte Meyer in seiner aufrüttelnden Ansprache. Zu Recht sei damit die große Sorge laut geworden, unser Leben in Frieden und Freiheit könnte nicht mehr genug geachtet und damit nicht mehr genug verteidigt werden, ergänzte ein um die Demokratie besorgter Landrat. In einer Zeit der Verrohung der Sprache, der Drohungen, der Ausgrenzung und der Hetze müsse man besonders achtsam sein und die schrillenden Alarmglocken hören. „Wir haben schon einmal erlebt, wie erst die Schranken von Anstand und Würde fallen und dann alle Schranken von Recht und Menschlichkeit“, mahnte der Landrat. Am Ende seien der Wahnsinn, die Vernichtung und der Krieg gestanden mit den Millionen Opfern. Der Volkstrauertag sei ein Tag des stillen Gedenkens an alle Opfer von Krieg und Gewalt und zugleich ein Tag der Besinnung, auf das, was wir heute für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit bei uns und in der Welt tun können. Wir brauchen diese Momente des Innehaltens, genauso wie Orte des Gedenkens. „Der Volkstrauertag 2019 stehe ganz im Zeichen der deutsch-polnischen Versöhnung“, so Meyer. Dass diese Versöhnung möglich sei und wir heute gemeinsam in einem freien Europa leben, sei eines der ganz großen Hoffnungssignale, gerade für uns im Osten Bayerns. „Wir sind wieder im Herzen Europas, in dem aus Feinden Freunde geworden sind“, das sei die gute Botschaft von heute. Aber bis heute müssten Frauen, Männer und Kinder in Krieg und Terror ihr Leben lassen. Das sei die traurige Botschaft.
Gerade vor diesem Hintergrund sei es ihm ein tief empfundenes Bedürfnis, auch heute an einen jungen Mann aus Untergriesbach zu erinnern, der 2010 im Dienste der Bundeswehr in Afghanistan sein Leben lassen musste. „Denken wir an Josef Kronawitter, der im Alter von 24 Jahren zusammen mit drei Kameraden Opfer eines heimtückischen Anschlags geworden ist.“ Mit seinem Schicksal sei die grausame Realität von Krieg und Gewalt direkt vor unsere Haustüre gekommen, betonte der Landrat. Er dankte dem VdK-Kreisverband Vilshofen, der seit Jahrzehnten diese zentrale Gedenkveranstaltung des Landkreises organisiert und vorbereit, sowie dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge für dessen großes Bemühen um den Erhalt und die Pflege der Deutschen Soldatenfriedhöfe und damit auch dieser Kriegsgräberstätte, auf der unter anderem auch 45 Opfer des ersten Weltkrieges, 72 Frauen und 71 Kinder sowie russische Hilfswillige ruhen. „Hier fanden auch Gefallene, welche vorher in 391 Gemeindefriedhöfen oder in Feldgräbern in Niederbayern sowie in der Oberpfalz bestattet waren, ihre letzte würdige Ruhestätte“, erinnerte der Landrat. Die Namen der 2747 bekannten Toten seien in der Kapelle verewigt.
Meyer stellte heraus, dass die Bundeswehr auch heuer wieder die Veranstaltung mit einer Abordnung unter der Führung des Leiters des Kreisverbindungskommandos OTL der Reserve Alois Kreipl unterstützt. Er dankte auch Stabsfeldwebel Michael Haupt für die Führung der Abordnung der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie Niederbayern aus Bogen.
In einer sehr persönlichen Rede erinnerte Oberst der Reserve Johann Bauer, Kommandeur des Regionalstabs in Bogen, an die Jahre 1919 und 1939. Er mahnte im Sinne der Geschichte mit dem Wortspiel, es solle aus einem Denkmal ein „denk mal“ gemacht werden. Frieden sei nicht selbstverständlich. Deshalb müsse man derer gedenken, die in der Bundeswehr weitab ihrer Heimat gestorben seien. Anschließend wurden in der Kapelle von Landrat und Abordnungen Kränze niedergelegt. Mit dem Lied vom „Guten Kameraden“, der Bayernhymne und dem Deutschlandlied, gespielt von der Knappenkapelle, endete eine würdevolle Feier. –Josef Heisl