Es war ein bewegendes Ereignis für Garham und eine starke Friedensbotschaft. Solche Vereine sind heute umso wichtiger, sie halten die Erinnerung an die Schrecken des Krieges aufrecht. Darin waren sich die Redner beim Jahrtag des KSV einig.
Die örtlichen Vereine und der Nachbarverein, der KSV Schöllnstein, bildeten mit ihren Fahnen und Abordnungen einen farbenprächtigen Kirchenzug vom Dorfplatz bis zur festlich geschmückten Pfarrkirche St. Nikolaus, angeführt von der Blaskapelle Garham.
Ortspfarrer Gotthard Weiß zelebrierte den Gottesdienst. In der Predigt kennzeichnete Pfarrer Weiß den Jahrtag mit Erinnerung, Mahnung und Dankbarkeit. Das Jahresfest sei eine Angelegenheit des Glaubens an den Frieden. Der Friede beginne im Kleinen mit Menschen mit dem ehrlichen Willen zum Frieden. Für die Opfer der Kriegshandlungen betete er, dass Gott ihnen den Frieden schenke, den sie auf Erden nicht erleben durften.Angeführt von der Garhamer Blaskapelle bildeten die Vereine einen farbenprächtigen Festzug auf dem Weg zur Kirche.
In einem Festzug, begleitet von der Garhamer Blaskapelle, marschierten die Ehrengäste, Fahnenabordnungen und Festteilnehmer zum Dorfplatz. 1. Vorstand Franz Erhard begrüßte dort die Ehrengäste Pfarrer Gotthard Weiß, Bürgermeister Willi Wagenpfeil, 3. Bürgermeister Werner Lösl, Ehrenvorstand Franz Xaver Saller und Fahnenmutter Johanna Feilmeier.
Franz Erhard sagte 100 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges: „Die sich des Vergangenen nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben.“ Der Frieden lässt sich nicht durch militärische Einsätze herbeizwingen. Er ist vielmehr das Ergebnis eines langen Prozesses, in dem sich die Menschen und Völker einander annähern müssen. „Unsere erste Aufgabe gilt dem inneren Frieden. Eine Gesellschaft, die den inneren Frieden nicht bewirken und nicht sichern kann, ist zum Frieden in der Welt schlecht gerüstet. Versuchen wir, einander zu verstehen in Toleranz und Geduld“, mahnte er.
Bürgermeister Willi Wagenpfeil dankte dem KSV Garham dafür, dass man sich mit dem Jahresfest gegen das Vergessen stemmt. Er schilderte eindrucksvoll, wie Garham das Kriegsgeschehen 1945 erlebt hat. Auf Spurensuche war er mit den Zeitzeugen Max Seider und Georg Lindinger gegangen. Von Hengersberg kommend, bewegten sich zwei US-Infanteriebataillone auf den Landkreis Passau zu. Garham erreichten die Spitzen dieser Einheiten am 26. April 1945, einem Sonntag. Die Angreifer stellten Garham vor die Alternative: Entweder wird auf dem Kirchturm die weiße Fahne gehisst oder der Ort wird zerstört. Für die damals hochmodernen amerikanischen Sherman-Panzer wäre es ein Einfaches gewesen, Garham in kurzer Zeit in Schutt und Asche zu legen. Doch die Verteidiger waren vernünftig, sie leisteten keinen Widerstand. Garham wurde friedlich eingenommen. Zwei Wochen später war der Krieg zu Ende und auf Garham wartete die nächste große Herausforderung. Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten und vor allem aus Ungarn mussten aufgenommen und versorgt werden. Georg Lindinger erzählte: „38 von 41 Haushalten hatten damals eine Kuh.“ Eine einfache, aber sehr zutreffende Erklärung, wie das gelingen konnte. Gemeinsam bewältigte Garham diese große humanitäre Aufgabe.
Den Jahrtag bilanzierte er mit der Formulierung: „Die Erinnerung an sich macht uns deutlich, welche Verantwortung und Verpflichtung wir haben. Den Weg zum Frieden müssen wir bereiten.“
Die Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal für die Toten des 1. und 2. Weltkrieges bildete den Abschluss des Festaktes am Dorfplatz. Die Blaskapelle Garham spielte abschließend das Lied vom „guten Kameraden“ und die Nationalhymne, begleitet von Salutschüssen. Im Anschluss marschierten die Festteilnehmer zum gemeinsamen Mittagessen zum Drasch-Saal.
Dort wurden von Vorstand Franz Erhard und seinem Stellvertreter Franz Saugspier Ehrungen verdienter Mitglieder vorgenommen. Zu jedem Ehrenkandidaten gab es eine kurze Laudatio. Zusammen mit Pfarrer Gotthard Weiß, Fahnenmutter Johanna Feilmeier, Hauptmann Josef Feilmeier, 2. Hauptmann Alois Zitzelsberger und Bürgermeister Willi Wagenpfeil wurden zehn Mitglieder für ihre langjährige Vereinszugehörigkeit mit Urkunden ausgezeichnet. In geselliger Runde klang das harmonische Dankfest zur Zufriedenheit aller Teilnehmer aus. − fe
DIE GEEHRTEN
20 Jahre Mitgliedschaft: Fahnenjunker Alois Gotzler.
30 Jahre: Vorstand Franz Erhard, Max Hölldobler, Werner Striedl.
40 Jahre: Schussmeister Franz Riederer, Herbert Greil, Franz Riederer (Oberriegl) Robert Zachereder.
50 Jahre: Ehrenvorstand Franz Xaver Saller.
60 Jahre: Ehrenmitglied Michael Schöfberger sen.