Griechenland kann auf ihn vertrauen: Josef Rauch (62) aus Hofkirchen hilft im Kampf gegen Waldbrände

Hofkirchen

In Griechenland wüten heftige Waldbrände. Die Feuerwehrleute werden unterstützt von Josef Rauch von der Feuerwehr Hofkirchen. Seit zwei Wochen ist der 62-Jährige im Küstenort Neos Voutzas im Osten Athens im Einsatz und hilft ehrenamtlich rund um die Uhr im Kampf gegen die Flammen.

„30.000 Menschen wurden evakuiert“, berichtet Rauch, der mit einer kleinen Feuerwehr einen Bereich so groß wie den Landkreis Passau abdecken muss. Jedes Jahr im Sommer reist er dorthin, weil er weiß, dass Feuerwehrler dringend gebraucht werden.

„Mitten rein“ ins Feuer gekämpft

„Es war ein Inferno. Es hat gebrannt links und rechts der Straße“. Per Video-Chat berichtet Josef Rauch von einem Großfeuer am vergangenen Sonntag. Mit einem Tanklöschfahrzeug haben sich Rauch und seine Kameraden „mitten rein“ gekämpft. 30 Minuten haben sie mit ihrem 48 Jahre alten Feuerwehrauto hingebraucht, „über Stock und Stein“. Jedes Mal wundert sich Rauch, wie der Oldtimer, den 2014 eine Feuerwehr aus Oberfranken gespendet hat, das noch schafft.

Nur wenige Hydranten

„Mit D-Schläuchen haben wir Wasser gespritzt – möglichst sparsam, dafür möglichst lange.“ Denn jeder Liter muss mühsam herangeschafft werden. „Hydranten gibt‘s nur ganz wenige“, erzählt er. 2600 Liter Wasser sind im Tank, zwei weitere Feuerwehrautos bringen nochmals je 5000 Liter mit. Trotzdem sind die 10600 Liter quasi ein Tropfen auf den heißen Stein. „Das ist extrem schnell weg“, schildert Rauch. Milchtanker schafften weitere 30000 Liter Wasser heran.

Sanfte Meeresbrise macht Feuer rasend schnell

Während die Feuerwehrler löschten, warfen Hubschrauber und Löschflugzeuge des Militärs tausende Liter Wasser ab. Das Tückische sei die sanfte Meeresbrise, die das Feuer weiter anfacht. Besonders problematisch seien Olivenhaine. „Die brennen oft tagelang.“ Und er hat das Gefühl, dass es öfter und heftiger brennt. „Man merkt, dass es schlimmer wird.“

Josef Rauch weiß, wovon er spricht. Seit 20 Jahren verbringt Rauch, der vor seiner Rente Bäcker war, fast jedes Jahr zwei bis vier Wochen in Griechenland, um bei Löscharbeiten zu helfen.

Bevölkerung versorgt Helfer mit Essen und Getränken

Die Dankbarkeit der Menschen motiviert ihn, immer wieder hinzureisen. Die Bevölkerung helfe, wo sie nur kann, versorge die Helfer mit Essen und Getränken. Ihnen sei bewusst, in welche Gefahr sich die Einsatzkräfte begeben. Am 23. Juli 2018 kamen bei Bränden 103 Menschen ums Leben.

Seit 1977 bei der Feuerwehr

Seit 2003 pflegt Rauch Kontakte nach Griechenland. Damals blätterte der Feuerwehrler, der seit 1977 aktiv ist (15 Jahre davon als Vorsitzender), durch eine Feuerwehr-Zeitung. Er las von einem Waldbrandausbildungs-Camp der Hilfsorganisation ESEPA („Ehrenamtliche Einheit Griechischer Feuerwehrleute“) in Rizomata. Deren Ziel: den Gedanken der Freiwilligen Feuerwehren in Griechenland etablieren.

„Viel zu wenige“ Berufsfeuerwehrler

Rauch meldete sich an und erfuhr, wie schlecht die Feuerwehren in Griechenland aufgestellt sind. Um die 12.000 Berufsfeuerwehrler gibt es – „viel zu wenige“. Um im Ernstfall besser gewappnet zu sein, haben sich in Dörfern private Feuerwehren gebildet. „2007 haben eine Handvoll Leute die Feuerwehr Neos Voutzas gegründet.“

Fahrzeuge und Ausrüstung sind Spenden

Dort ist Rauch seit 2019 jährlich im Sommer und gibt sein Wissen als Funker, Gerätewart und Atemschutzträger weiter. 35 Kameraden hat die Wehr. „Die sind für einen Umkreis von 40 Kilometern zuständig. Das wäre bei uns unvorstellbar.“ Die Feuerwehrautos und die Ausrüstung seien Spenden aus Deutschland und der Schweiz. „Gute Fahrzeuge werden dringend gebraucht“, weiß Rauch. Das Schweizer Militär stellte 50 Fahrzeuge zur Verfügung. Auch ein Feuerwehrauto aus Garham leistet seit 2006 seinen Dienst. Ein Unimog wäre noch eine gute Sache, weiß Rauch.

Griechen kennen viele Begriffe auf Deutsch

Wie läuft‘s eigentlich sprachlich? Da muss der Vollbayer schmunzeln. „Mit Händen und Füßen“, ein bisschen Englisch, ein paar Happen Griechisch. „Und die Griechen kennen einige Begriffe sogar auf Deutsch, zum Beispiel ,Verteiler‘“, erzählt Rauch. Warum? „Weil in den Autos deutsche Plaketten sind. Auf Zetterl haben sie die Wörter auf Griechisch drübergeklebt.“

„Man wird genommen, wie man ist“

Mit den Kameraden verstehe er sich super. „Ich fühle mich hier richtig wohl. Man wird genommen, wie man ist.“ Land und Leute seien seine Leidenschaft geworden, Freundschaften seien entstanden und auch das Essen schmeckt. „Moussaka, Souvlaki, Tsatsiki – wir werden wunderbar verpflegt“, schwärmt er. Untergebracht ist er in einem Container am Feuerwehr-Gelände. „Einfach, aber basst scho.“

Mesner und Bäcker

Trotz der interessanten Erfahrungen sei es schön, wieder heim zu kommen. „Dahoam“ ist er dann wieder Mesner in der Pfarrkirche und am Wochenende backt er vor der Messe die Sonntagsbrötchen für die Bäckerei Kreilinger. Bis 31. August ist er noch in Griechenland. Dann heißt es: „Jiásu“ (Tschüss) und bis nächstes Jahr.

 

Alarmstufe Rot: Da sich die Waldbrände rasend schnell ausbreiten, ist bei den Einsätzen Tempo angesagt. Die Feuerwehren vor Ort werden auch von Ehrenamtlichen aus dem Ausland unterstützt.

 

 

Quelle: pnp.de — Katja Elsberger

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