Bürgermeister Florian Gams (l.) am Freitagnachmittag im Gespräch mit Franz-Josef Kapfhammer über den Kompromiss-Vorschlag. Die Punkte waren an die Wand des Bauwagens der Albersdorfer geheftet worden. „Heute Demo, morgen Hochzeit“, sagte Kapfhammer, der am Samstag seinen Hochzeitstermin hatte. − Foto: Rücker
Vilshofen. Durchgehend 24 Stunden wollte sich Vilshofens Bürgermeister Florian Gams (35) den Bürgern für Gespräche zur Verfügung stellen. Als Ort hatte er sich einen Bauwagen gewählt, der auf den Acker gestellt wurde, auf dem ein Gewerbegebiet entstehen soll. Auch wenn in der Nacht zwischen 1.15 und 6.30 Uhr niemand das Angebot wahrnahm – Gams hielt durch. Er wollte sich nicht vorwerfen lassen, doch nicht da gewesen zu sein, falls ihn jemand auf die Probe hätte stellen wollen.
Gams wollte den Bürgern – ob betroffen oder nicht – seinen Kompromiss-Vorschlag zur bekämpften Gewerbe-Ansiedlung der Firma GSI in Albersdorf erläutern. Die harte Kern der Gegnerschaft hatte ihm gleich zum Start eine Stunde lang deutlich gemacht, dass man keinen Zentimeter vom bisherigen Standpunkt abrücken werde. Und der heißt: „Es reicht uns.“
Mit jeder weiteren Stunde, die Gams im Bauwagen, von der Firma Wandl, die in Pleinting tätig ist, zur Verfügung gestellt, habe sich die Situation entspannt, berichtet Gams. Ihm seien immer wieder Getränke und Essen angeboten worden. Er hatte nicht einmal eine Decke mitgebracht, in die er sich in der Nacht hätte hüllen können. Um 0.30 Uhr waren die Burschen der Jungbauernschaft gegangen, um 1.15 Uhr ein Ehepaar. Um 6.30 Uhr habe er wieder ein Auto gehört. „Respekt, du bis tatsächlich noch da“, wurde sein Einsatz gelobt. Im Laufe des Samstag habe er rund 15 „gute Gespräche“ gehabt.
Gams sagt einen Tag nach der Aktion: „Es ist gelungen, mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, die ich sonst nicht erreicht hätte.“ Manche seien nur aus Neugierde vorbeigekommen, „aber schon haben wir diskutiert“. Niemand sei unter Beobachtung gestanden, niemand habe sich vor einem größeren Publikum äußern müssen. Der harte Gegenwind, der ihm zum Auftakt entgegen geblasen sei, habe sich deutlich abgeschwächt.
„Die Nacht durchzuhalten, wäre nicht nötig gewesen“, sagt er im Nachhinein, „aber dass ich einen Nachmittag, einen Abend und einen langen Vormittag dort war, ermöglichte Gespräche, die sonst nicht zustande kommen wären“, zieht Gams eine positive Gesamtbilanz.
Auf Facebook ging die Diskussion kurz weiter. Altbürgermeister Hans Gschwendtner (CSU) schrieb: „Wenn an der Stelle eine Ansiedlung nicht möglich ist, dann geht’s in unserer Stadt nirgends mehr.“
Die Entscheidung, ob die Stadt an dem Projekt festhält, fällt im Stadtrat. Der Punkt war auf Drängen der Wortführer aus Dobl von Bürgermeister Gams (SPD) vom August auf die September-Sitzung (20.9.) verlegt worden. Er ist nach seiner spektakulären Bauwagen-Aktion noch mehr davon überzeugt, dass es zum Wohl der gesamten Stadt ist, wenn in Albersdorf auch auf der anderen Seite der Staatsstraße ein Gewerbegebiet entwickelt werden kann.