Für eine liebenswertere Welt: Christian Pauli bekleidet viele Ehrenämter in und um Garham

Hofkirchen

Früher war er Marinesoldat. Heute besteht seine Uniform aus weißem T-Shirt, Badeshorts und Sandalen. „Das weiße T-Shirt hat für die Kinder hier oberste Autorität“, lacht Christian Pauli, „natürlich sind die mal übermütig. Wo sollen sie auch sonst toben? Aber wenn ich in dem weißen T-Shirt aufstehe, sind sie sofort aufmerksam.“

Der 63-Jährige ist ehrenamtlicher Bademeister vom Freibad in Garham. Aber nicht nur das. Über seine Ehrenämter muss man sich erst mal zusammen einen Überblick erarbeiten:

Nachbarschaftshilfe: „Ja.“ Sportwart im Tennisclub: „18 Jahre in der Vorstandschaft. Jetzt geht‘s zeitlich nicht mehr.“ Fußballtrainer: „War ich.“ Marktrat: „Bin ich nach wie vor.“ Hofnarria: „Oh ja! Zwölf Jahre Präsident.“ Und jetzt ist er Mister Freibad, kümmert sich ehrenamtlich um die Freizeiteinrichtung der Gemeinde. Seine rechte Hand dabei ist seine Frau Brigitte.

Im Freibad beginnt Paulis Tag um 6.30 Uhr. Seit zehn Jahren die gleiche Routine. Erst muss der Poolgrund sauber gemacht werden – heutzutage mit einem Roboter. Dann: Chlorgehalt checken, gegebenenfalls nachfüllen, Betriebstagebuch ausfüllen, Gartenpflege, wenn es sein muss.

Klasse Schwimmer in Garham

Dann hört er sie schon, die Kinderstimmen aus Richtung Parkplatz. Zeit für den Schwimmkurs. „Über 100 Kindern hast du bestimmt schon das Schwimmen beigebracht“, wirft Ehefrau Brigitte ein, während sie Eis in den Kühlschrank legt. Den Kiosk im Freibad betreiben die beiden zusammen. „Es waren über 200“, meint Christian Pauli.

Erst am Tag zuvor hatte ihn ein Grundschullehrer besucht und gesagt: „Ich bin schon an so vielen Schulen gewesen, aber dass eine ganze Klasse so wie hier in Garham schwimmen kann, das habe ich noch nie erlebt.“

Pauli lässt das Freibad immer so lange auf, wie Leute da sind. Aber an diesem Tag wird er um 20 Uhr schließen, denn er hat noch Fraktionssprechersitzung. Für die SPD sitzt er im Marktrat, ist Fraktionsvorsitzender, war Bürgermeisterkandidat.

„Ich wollte mitgestalten“

Wie kam‘s zur lokalpolitischen Tätigkeit? „2012 stand fest, dass ich beruflich nicht mehr versetzt werde, sondern in Garham bleiben kann. Der damalige Bürgermeister Willi Wagenpfeil bekam davon Wind und klopfte bei mir an“, erzählt Pauli. Er wollte sowieso was tun: „Ich gehöre nicht zu denen, die mit der Pension in ein Loch fallen. Ich wollte mitgestalten“, sagt der Ehrenamtliche.

Schönes Umfeld für Jugendliche bieten

Im Marktrat war er zwei Perioden lang Jugendbeauftragter, organisierte das Ferienprogramm. Kindern und Jugendlichen in Hofkirchen ein schönes Umfeld zu bieten, ist seine Hauptmotivation. Sie zieht sich durch: vom Schwimmlehrer zum Tennis-Sportwart, vom Fußballtrainer zum Faschingsfreunde-Präsidenten.

„Ich sage immer: In Vereinen fängt die Sozialisierung an. Man muss Kindern die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Das geht in der Gemeinschaft, weil sie dann sowohl lernen, sich durchzusetzen, als auch Rücksicht zu nehmen“, ist der Vater von zwei erwachsenen Kindern überzeugt.

„Hey, Trainer, servus“

Er freut sich immer, wenn ihn Schützlinge von früher auf der Straße mit „Hey, Trainer, servus“ (Fußball) oder „Hey Präsi“ (Fasching) anreden. „Dann sag ich immer: Präsident bin ich nicht mehr.“ Aber Ehrenpräsident ist er, ernannt 2022, coronabedingt drei Jahre nach Ende seiner Präsidentschaft. Als Präsident hatte er unter anderem das Prinzengardetreffen aus der Oberpfalz nach Niederbayern geholt. „Fasching ist eine Leidenschaft. Das war für mich eine Dekade, die unvergessen bleibt mit vielen schönen Erinnerungen.“

Er packt an und koordiniert

Wenn jemand Hilfe braucht im Garten oder Haushalt, zu Fahrten, dann genügt ein Anruf bei Pauli. Er packt nicht nur selbst mit an, sondern koordiniert auch die 21 Helfer. „Die Leute sollen sich noch mehr trauen, anzurufen. Wir schicken jemanden“, wünscht er sich mehr Zuspruch.

Im Sommer organisiert der 63-Jährige die Nachbarschaftshilfe vom Freibad aus. Im Winter hat er selbst Zeit, um zum Beispiel bei Senioren Schnee zu schaufeln.

Wie kommt es überhaupt dazu, dass man so viel ehrenamtlich tut? Christian Pauli grinst. „Da reicht es, wenn man schlecht Nein sagen kann. Schon ist man irgendwo Vorstand.“

Das Ja-Sagen irgendwann schon mal bereut? Pauli: „Nein, sonst hätte ich mir das Nein-Sagen ja schon angewöhnt.“

Zeit für andere investieren

Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Warum das alles? Pauli denkt nach. „Weil es ein Stück weit Erfüllung ist. Es tut gut, sich abends aufs Kanapee zu setzen und festzustellen: Heute hab ich Gutes getan. Und wenn jeder ein bisschen Zeit für jemand anderen investieren würde, würde die Welt noch viel liebenswerter sein“, sagt ein ernsthafter Christian Pauli, der sonst eigentlich immer lacht.

 

 


Die Hofnarria-Mitglieder bei der Faschingsmesse in der Pfarrkirche in Hofkirchen. Christian Pauli mitten drin. − Foto: Dauscha

 

 

Quelle: pnp.de —Julia Huber

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