Einfach verduftet
Beim Ortstermin am Mittwochnachmittag war das Becken leer, so dass die Umwälzpumpe sichtbar wurde. Über den weißen Schlauch wird ein Geruchshemmer in das Abwasser gespritzt, der Gestank neutralisiert sich. Die drei Bürgermeister, die Fachkraft für Abwassertechnik und das benachbarte Ehepaar freuen sich über die Lösung. −Foto: Rücker
Garham
Als Georg und Gudrun Firschholz (beide 62) vor zehn Jahren ein Grundstück in Garham/Hagenham für ein neues Eigenheim aussuchten, schauten sie nach dem Sonnenstand, versäumten es aber, ihre Nase in den Wind zu halten. Als sie später auf der Terrasse saßen, stieg bei ungünstiger Wetterlage ein übler Geruch auf. „Nicht zum Aushalten“, wetterte Georg Frischholz.
70 Meter von der Terrasse entfernt, hinter Bäumen versteckt, befinden sich die alten Becken der Klärteiche, die das Abwässer aus Garham, Zaundorf und Reitern reinigten, bevor 1998 eine Kläranlage gebaut wurde. Eines der Becken ist immer noch in Funktion. Bei viel Regen (und damit wegen des Kanal-Mischsystems mit viel Abwasser aus den Häusern versehen) läuft es bis zu einer Höhe von zwei Metern voll. Und hinterlässt einen unangenehmen Duft.
Spaziergänger hielten die Luft an oder mieden Hagenham, doch Frischholz hatte den Gestank quasi immer in der Nase, wenn das Becken in Funktion war. Er wandte sich nicht nur einmal an Bürgermeister Willi Wagenpfeil, an das Landratsamt und an das Wasserwirtschaftsamt. Er sammelte 60 Unterschriften. Es wurde viel untersucht und versucht. Ohne Erfolg. Im Dezember 2018 erklärte Wagenpfeil in einer Gemeinderatssitzung die Kapitulation. „Das System ist ausgetüftelt, die Anwohner müssen mit dem Gestank leben.“
Frischholz, als Frührentner mit viel Zeit gesegnet, machte sich Anfang Mai 2020 auf den Weg ins Rathaus, um den neuen Bürgermeister Josef Kufner mit dem Problem zu konfrontieren. Dieser nahm sich der Aufgabe an, holte sich seine Fachkraft für Wassertechnik und besprach mit ihr mögliche Lösungen. In Erwägung kam, in die Abwasserbrühe ein geruchsüberdeckendes Mittel namens Renosan zu spritzen. „Das probieren wir mal aus“, schritt Bürgermeister Kufner zur Tat.
Befindet sich Abwasser im Becken, wird es umgewälzt, damit sich nichts absetzt. Während dieses Umwälzvorgangs spritzt nun eine Pumpe regelmäßig ätherische Öle ins Becken. Ein 5-Liter-Kanister kann bis zu drei Monaten reichen. Die Pumpe, vorerst nur ausgeliehen, kostet rund 1200 Euro. Und siehe da: Der Gestank ist verduftet.
„Es ist hervorragend“, zeigt sich Nachbar Frischholz sehr zufrieden. „Das Problem ist gelöst. Es stinkt nicht mehr.“ Bürgermeister Kufner freut sich über den Erfolg und kündigt ab, dass man noch nicht fertig sei mit der Problemlösung. Da die Kanaldeckel zugestöpselt worden waren, fehlte dem System eine Luftzirkulation. Es bildeten sich übel riechende Schwefelablagerungen, die nun entfernt werden sollen.
Warum war das nicht schon früher möglich? 2. Bürgermeister Alois Wenninger und 3. Bürgermeister Georg Stelzer, die ebenfalls zum Ortstermin gekommen sind, zucken mit den Schultern. „Alles haben wir auch nicht mitgekriegt“, sagt Stelzer. „Egal“, meint Kollege Wenninger. „Hauptsache, es stinkt nicht mehr.“
„Genau!“, spricht Frischholz das letzte Wort und zieht sich mit seiner Frau auf eine Tasse Kaffee auf die Terrasse zurück. — Helmuth Rücker
Quelle: pluspnp.de —Helmuth Rücker
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