Der Variable


Jonas Brunner am Ball: Von der zweiten Mannschaft des FC Ingolstadt kommt der aus Garham stammende Mittelfeldspieler zum Regionalliga-Aufsteiger DJK Vilzing. −Foto: Imago Images

 

Garham

Sein Profil liest sich wie der Traum vieler Profi-Scouts. Ein schneller Außenbahnspieler mit viel Potenzial, dazu beidfüßig und variabel einsetzbar. Tatsächlich stand Jonas Brunner (20) als A-Jugendlicher kurz vor seinem Profi-Debüt. Nun wechselt er von Ingolstadt II zum Regionalligisten DJK Vilzing – und hat dort das Zeug zum Trainerliebling.

Gar nicht so leicht, Brunner einer Position zuzuordnen. Nur die grobe Richtung ist klar: Außen. Brunner ist das, was man im modernen Fußball unter „Schienenspieler“ versteht. Er rennt den Flügel auf und ab. Links wie rechts. Offensiv wie defensiv. Brunners Vielseitigkeit ist einer seiner größten Trümpfe. „Ich bin Rechtsfuß, aber mit links bin ich auch nicht schlecht“, erzählt der 20-Jährige, der sich als „quasi beidfüßig“ beschreibt. Gepaart mit hohem Tempo, körperlicher Robustheit und viel Ausdauer erfüllt er das Portfolio eines „Bahnspielers“. „Ich kann 90 Minuten Gas geben, die Ausdauer war nie mein Problem.“

Garham, Deggendorf und der Profi-Traum

Das taktische Verständnis auch nicht. Brunner kommt aus der Jugend des SV Garham (Landkreis Passau), wagt als D-Jugendlicher den Sprung zur Spvgg Deggendorf, wo es weiter steil bergauf geht. Am Stützpunkt lernt er die taktischen Kniffe, sattelt das Rüstzeug für eine Karriere im höherklassigen Betrieb auf. Und wird von den Scouts schnell entdeckt: In der B-Jugend folgt er dem Ruf aus Ingolstadt, nimmt einen der heiß begehrten Internatsplätze an. Für Brunner damals ein großer Schritt: „Ich war immer der Typ, der nie weg wollte. Und natürlich gab es die Angst, es nicht zu schaffen. Aber so eine Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.“ Brunner sollte die Entscheidung nicht bereuen. Er findet sich schnell zurecht, gehört als älterer Jahrgang in der B-Jugend zum Stammpersonal des Bundesliga-Teams. „Das war eine total aufregende Zeit, besonders die Auswärtsfahrten werde ich nie vergessen“, erzählt Brunner. Natürlich denkt er in dieser Zeit oft an eine Profi-Karriere. „Das ist ganz normal, wenn du so professionell arbeitest.“ In seinem zweiten A-Jugend-Jahr steht Brunner kurz vor seinem Profi-Debüt. Die erste Garde der Schanzer spielt im Toto-Pokal gegen 1860 München, im Vorfeld lädt der damalige Trainer André Schubert fünf A-Junioren ins Training ein. Brunner gibt alles, doch am Ende reicht es nicht. „Der Trainer hat nur zwei von uns mitgenommen“, erinnert sich Brunner. Er war damals enttäuscht, doch wusste damit umzugehen. Anders als seine Teamkollegen fokussierte er sich nicht allein auf den Fußball. In Ingolstadt schloss er die Realschule ab, später sollte er der Einzige in seiner Mannschaft sein, der nebenbei eine Ausbildung macht. Brunner schloss als Mechatroniker bei Audi ab.

Fußballer – und künftiger Kaminkehrer

Überhaupt ist Brunner ein zweites Standbein wichtig: „Ich möchte eine gewisse Sicherheit“, erklärt der 20-Jährige, der in Vilshofen geboren wurde und heute in Plattling lebt. In Deggendorf wird er zum 1. September eine Ausbildung zum Kaminkehrer beginnen. „Mir ist wichtig, so hoch wie möglich Fußball zu spielen und nebenbei arbeiten zu können.“ In Vilzing sieht Brunner diese Möglichkeit gegeben. Mehrere Regionalligisten hätten angefragt, doch am Ende bekam Vilzing die Zusage: „Das Umfeld, die sportlichen Ziele und die Anlage haben mich überzeugt. Ich denke, wir können eine gute Rolle spielen in der Regionalliga.“ Jetzt muss Jonas Brunner nur noch einen Platz im Team finden. Genug Optionen hat er.  —Alexander Kriegl

 

Quelle: pluspnp.de —Alexander Kriegl

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