„Das Haus schreit nach Jugend“


Im Donauatelier des Kulturmodells: Neben Arbeiten, die in Passau entstanden sind, wird auch eine kleine Druckpresse gezeigt, die sich Bürgermeister Andreas Rother (2.v.r.) erklären ließ. BBK-Chef Hubert Huber mit den beiden Meisterinnen der Druckwerkstatt: Waltraud Danzig (l.) und Monika Jokiel. −Foto: Rabenstein

 

 

„Der 15. März 2018 ist ein besonders wichtiger Tag für die Druckkunst“, so Andreas Rother gestern im Kulturmodell. „An diesem Tag wurde die traditionelle Druckkunst als immaterielles Kulturerbe von der Unesco aufgenommen.“ Der Bürgermeister besuchte das Donauatelier, wo bis 27. März aktuelle Arbeiten aus der Druckwerkstatt gezeigt werden. Die Druckwerkstatt mache die einzelnen Techniken publik, ziehe Künstler von auswärts an und sei ein großes Aushängeschild für die Stadt. „Das Kulturmodell und die Druckwerkstatt sind ein Leuchtturm.“ Rother wünschte den Künstlern nicht nur ideellen, sondern auch finanziellen Erfolg mit der Ausstellung.
Über dieses Stichwort freute sich der Künstler und BBK-Chef von Niederbayern Hubert Huber besonders, ist er doch seit Jahrzehnten ein Streiter dafür, dass die Künstler für ihre Arbeit nicht nur wertgeschätzt, sondern auch entlohnt werden. „Künstler sind auch Unternehmer, Ein-Mann-Betriebe. Es ist für uns die größte Anerkennung, wenn wir etwas verkaufen oder einen Auftrag bekommen“, so der Bildhauer, Multimedia-Künstler und Grafiker, der in Fürstenzell lebt und arbeitet. Ein großes und herzliches Dankeschön richtete er an die Stadt, die die wegweisende Künstlerbegegnungs- und Werkstätte vor 30 Jahren geschaffen hatte. „Wir Künstler sind extrem dankbar für dieses Haus. 3000 Künstler haben hier bereits gearbeitet und ausgestellt.“ Er erinnerte auch daran, dass es damals das Kultusministerium war, das darauf bestanden hatte, dass eine Druckwerkstatt eingerichtet wird.
„Meisterin“ der Druckwerkstatt ist Waltraud Danzig. Sie präsentierte die 15 Künstler und ihre rund 25 Arbeiten, die alle im Kulturmodell entstanden sind: Waltraud Danzig (Tiefenbach), Gaby Fremuth (Passau), Sylvia Gnatz (Aicha vorm Wald), Ludwig Gschwandtner (Kirchdorf), Ursula Gschwendtner (Altötting), Diemar Hofmann (Passau), Hubert Huber (Fürstenzell), Monika Jokiel (Passau), Susanne Kerschhackl (Ortenburg), Angelika von Krieglstein-Bender (Passau), Ng San (Pfarrkirchen), Christine Nömayr (Lohkirchen), Christine Pfefferler (Pfarrkirchen), Regina Schmidtmayer (Garham) und Anette Smolka-Woldan (Sankt Florian). Sie erläuterte die Vielfalt der Techniken und Ausdrucksmöglichkeiten.
Wer durch die Ausstellung geht, die Hubert Huber kuratiert hat, stellt fest, dass sehr gegensätzliches zu sehen ist: Auf der einen Seite sind die klassischen und perfekt gearbeiteten Werke, wie die Heißnadelradierungen/Aquatinta von Dietmar Hofmann mit Landschaftsthemen, Regina Schmidtmayers Doppelporträt in zwei Farben, Christine Nömayrs „Wiesengrund“ oder Christine Pfefferlers „Pflanzenwelten“; auf der anderen Seite gibt es die abstrakten, fast mathematisch gestalteten Lithografien zum „Linienfeld“ von Waltraud Danzig. Dass man Lithografie auch sehr zeichnerisch auffassen kann, dafür sind Gaby Fremuths Hühner ein Beispiel, ebenso die Tiermotive von Sylvia Gnatz und Susanne Kerschhackls Winterszenerie oder die Arbeiten von Angelika von Krieglstein-Bender. Von Humor geprägt sind Anette Smolka-Woldans „Rotkäppchen“, Ludwig Gschwandtners „Baumorchester“ und Ursula Gschwendtners Arbeiten, in denen es um die Katze Polly geht.
Eine abstrakte Bildsprache haben Hubert Huber – sein Dreieck als Monotypie ist ja bereits ein Klassiker –, Ng San mit „Meditationen“ und Monika Jokiels expressive Litho-Serie „Face the Music 1-8“.
Die Passauer Künstlerin, die gelernte Keramikerin ist, präsentiert auf einer Wäscheleine auch „Gebrauchskunst“: Karten mit gängigen Motiven, die den Besuchern, Jugendlichen und Kindern, zeigen, was man zu Hause alles selbst mit Hochdrucktechnik, z. B. Linolschnitt, selbst machen kann. Sie bietet dazu Kurse an, am kommenden Sonntag sind noch Termine frei. „Das Haus schreit nach Jugend“, sagt Monika Jokiel.
Hubert Huber, Monika Danzig und Monika Jokiel nahmen die Besucher dann mit in die Druckwerkstatt und erklärten Techniken und Maschinen.
Waltraud Danzig druckte gerade die stilisierte Friedenstaube, die u. a. das Cover des Lennon-Hits „Give peace a chance“ zierte. Hubert Huber arbeitete an einer Monotypie in den Farben der Ukraine Gelb/Blau. Rote Spritzer wurden spontan aufgetragen. Es ist nicht nur eine weitere Grundfarbe, sondern auch das Symbol für Blut. Der Krieg macht vor der Druckwerkstatt nicht halt. Künstler können schnell reagieren.
Die Ausstellung in der Bräugasse 9, Donauatelier, ist geöffnet bis 27. März, Freitag bis Sonntag von 15 bis 17 Uhr; zu den Druck-Workshops für Kinder und Jugendliche von Monika Jokiel kann man sich anmelden unter: 756 69 76.   —Edith Rabenstein

 

 

Quelle: pluspnp.de  –Edith Rabenstein

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